Kopfkino

Kopfkino

by Kopfkino

Story

Tränen schießen in meine Augen. Was war ich nur für eine Idiotin. Hätte ich V. doch einfach von der Vögelei in einem Feld erzählt, anstatt Details von meinem Dreier vor ihm auszupacken, der mehr als 20 Jahre zurückliegt. Mehr als 24 Stunden sind seit seiner Frage vergangen.

Zwischen uns ist es kühl geworden und nicht einmal die Sonne über dem Indischen Ozean vermag die Stimmung zu wärmen. Kein Sex. Kaum Worte. Auf meine Frage, was ich falsch gemacht hätte lautet die Antwort “Nichts!”. Ich glaube ihm sogar und spüre, dass sein Rückzug nichts mit mir zu tun hat. Trotzdem verstehe ich die Welt nicht mehr. Fühle mich abgelehnt. Spüre Trauer und Wut, die allerdings nicht zu mir gehören.

Nach dem wortlosen Abendessen und Drink an der Hotelbar gehen wir zu Bett.

V. spricht leichter im Dunkeln: “Es tut mir leid”.

“Schon gut” und das meine ich auch genau so. Ich versuche immer, ihn zu verstehen.

“Ich war zuerst so unglaublich wütend. Aber es war keine Wut. Ich bin traurig. Das musste ich erst für mich ordnen.”

“Wesha…” V. unterbricht mich.

“Shhhh… ich erkläre es dir! Erinnerst du dich an unseren Hochzeitstag in der Private Spa Villa? Dort habe ich dieses Thema schon einmal vorsichtig versucht anzusprechen. Dir von meiner Fantasie erzählt, wie sehr mich die Vorstellung antörnt, dich mit einer anderen Frau zu beobachten. Wie gut DIR das tun würde. Meine Vision, dass diese Fantasie irgendwann Wirklichkeit werden könnte, ist gestern gestorben. Und das macht mich traurig.”

“Aber nur weil ich die Erfahrung bereits habe, heißt es nicht, dass ich sie nicht wiederholen würde. Mit dir.” stelle ich in den dunklen Raum.

“Ich weiß, dass du alles für mich tun würdest. Aber ich hätte immer das Gefühl, dass du es nur meinetwegen machst.”

“Kennst du eigentlich mein Kopfkino?” Es ist an der Zeit, noch mehr von mir preiszugeben. “Manchmal, wenn ich mich selbst streichle, stelle ich mir vor, da wäre noch eine Frau. Keine bestimmte. Einfach eine mit geschickter Zunge, die meine Brüste streichelt, während du in mir bist!”

Wir liegen mittlerweile wieder nah genug beieinander, dass ich spüre, wie er hart wird, als ich meine Fantasien auszuschmücken beginne. “Ich stelle mir vor, wie scharf es dich macht, wenn ich sie streichle. Mein Finger in ihr versinkt, meine Zunge gebrauche, bis sie stöhnt. Und dabei stelle ich mir vor, wie hart du bist, wie gierig du mich nimmst – und wenn du in meinem Kopfkino kommst, komme ich gleichzeitig mit dir. Schlimm?”

Wortlos zieht er mich auf sich und dringt in mich ein. Meine Fantasien laut auszusprechen hat auch mich ausgiebig befeuchtet. Während er stößt, flüstere ich “Es muss klare Regeln geben! Und wir müssen uns darauf verlassen können, dass wir beide sie einhalten.”

“Was auch immer du willst. DU bestimmst! Nur jetzt bestimme ich!”

Er dreht mich mit einem Schwung auf den Rücken, drückt meine Arme nach oben und nimmt mich hart und voller Leidenschaft. Ich liebe es, ihm ausgeliefert zu sein – und dennoch die Fäden zu ziehen…

© Kopfkino 2022-07-10

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