Irgendwie habe ich nie richtig verstanden, wieso es so viele Geschichten über Liebeskummer gibt. Es ist irgendwie immer dasselbe. Das pure Grauen, Einsamkeit, Verlust – dieselben Sprüche unter Instagram-Reels, die Beziehungen besingen oder verfluchen. “Es lag nicht an dir” – “Wenn er deine dunklen Phasen nicht will, verweiger ihm dein Licht #dubrauchstihnnicht#frauenpower#viral#reisen”. Keine Ahnung da steht immer was vom Reisen. Es gibt auch die lustigen Leute, die Trennungen in Sprüchen verarbeiten a lá: Wir haben nicht mehr zueinander gepasst, weil unsere Schlafrhythmen sich verändert haben. Ich war Nachteule und sie hat mit anderen Männern geschlafen.
Keine Ahnung. Ich dachte immer, das wäre anders. Ich dachte immer, diese ganzen Storys beschreiben generische Beziehungen. Kurzzeitromanzen. Die Leute, die nach einem Jahr übers Heiraten sprechen. Aber nur weil man das denkt, stimmt es nicht. Mein bester Freund und erste Beziehung für 4 Jahre hat mir dieselben Sprüche an den Kopf geknallt: Lass uns Freunde bleiben… Wann holst du deine Sachen ab? Wir sollten nicht beide zu denselben Weihnachtsfeiern gehen. Er hat die Bilder auf Instagram gelöscht, die wir tatsächlich extra so ausgewählt hatten, das wir nicht als Paar zu erkennen waren. Gelöscht. Es ist mir jetzt irgendwie klar, dass es eigentlich schon länger vorbei war, aber der Liebeskummer-Geschichten-Schmerz trifft mich aus irgendeinem Grund so stark als hätten wir bis zum Schluss die beste Beziehung aller Zeiten geführt. Wie ersetzt man einen Menschen, der sein zu Hause war? Wie ersetzt man seine Wohnung, die ein zu Hause war? Wie seine Katze, die irgendwie auch deine war? Wie die gemeinsamen Lieblingsserien? Urlaubsbilder? Zukunftspläne? Wie? Eigentlich ganz einfach. Man ersetzt es nicht. Es ist nicht zu ersetzen. Irgendwie wird mir das jetzt erst klar – genau jetzt grade. Irgendwann werde ich dankbar für die Sachen sein, die er mir gegeben hat. Ich werde genug reflektiert haben, um zumindest den Versuch zu starten, das eine oder andere “beim nächsten Mal” anders zu machen. Es wird “ein nächstes Mal” geben – wie ein guter Freund sagte: “Jemand der nicht nur mit dir, sondern nicht mehr ohne dich leben kann.” Irgendwann entstehen immer mehr Erinnerungen, die nicht ihn beinhalten. Auch wenn ich es grade noch nicht glauben kann, aber es ist auch immer Teil der Geschichten: Es geht weiter. Die Leute stehen auf. Hören auf “Keep bleeding” zu hören. Nehmen 8 Kilo ab (btw versuche ich das nicht. Ich versuche irgendwie zu akzeptieren, dass ich schön bin oder so). Ich will auch aufhören Olivia Rodrigo zu hören – ich mag sie nicht einmal sonderlich, aber Trennung hat die Frau echt durchgespielt. Also ja. Eigentlich keine Ahnung was passieren wird. Ich lebe jetzt erstmal für mich.
© Jule Peuckmann 2024-01-03