by Jette Lübeck
Ich habe es regelrecht vor mir hergeschoben, über das Wort „Krankheit“ zu schreiben, denn natürlich verbinde ich nicht viele gute Dinge und Erinnerungen damit. Aber das ist okay. Sie gehören zum Leben dazu, das wussten auch die alten Griech:innen schon.
Sie versuchten sich die Gedanken an Krankheiten etwas zu erleichtern, indem sie ihnen das Gesicht der schönen Pandora gaben, der man fast nicht übelnehmen kann, dass sie den Menschen ihre Büchse als Strafe der Göttinnen und Götter überbrachte. Es gab nicht nur diese eine Büchse der Pandora. Jeder Mensch hat seine eigene kleine Büchse, die er sein Leben lang mit sich herumträgt.
Die Büchse einiger ist bereits zur Geburt relativ prall gefüllt, die anderer weniger. In der Büchse wachsen, schrumpfen, formen, deformieren, verbinden und verändern sich die Krankheiten. Bei Kontakten mit anderen kommt es vor, dass wir uns „Gastgeschenke“ mitbringen, von denen wir länger was haben.
In der Originalgeschichte der Pandora war der eine Lichtblick, den die Menschen von den Göttern und Göttinnen bekamen, die Hoffnung, die sie mit den Krankheiten und Leiden zusammen in die Büchse sperrten. Allerdings war sie langsamer als die Viren und Bakterien und kam nicht so schnell aus der Dose heraus.
Aber wenn man es sich recht überlegt, ist das ganz okay so. Denn dann bleibt sie in der eigenen Dose und es fällt schwerer, die Hoffnung zu verlieren. Wobei, manchmal erschleicht einen das dumpfe Gefühl, dass die Hoffnung die eigentliche Seuche ist. Denn man krallt sich an ihr fest, greift nach jedem Strohhalm, obwohl es manchmal einfach gesünder wäre, loszulassen. Aber man sagt ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Und ich sage, leider.
Denn man hat dann ja bereits alles verloren, sodass man, wenn dann auch noch die Hoffnung stirbt, überhaupt nichts mehr hat.
Doch das stimmt nicht.
Hoffentlich.
© Jette Lübeck 2023-09-05