Le truc

Pocahontas

by Pocahontas

Story

“Parlez vous francais?” Wenn es nach den fünf Jahren Französischunterricht, die ich genossen habe, geht, müsste die Antwort heißen: “Oui, bien sur!” Doch irgendwie verstand ich oft nur Bahnhof.

Am Jakobsweg in der Schweiz hört man plötzlich statt Grüezi zur Begrüßung, Salut oder Bonjour. Die Sprachgrenze ab Fribourg wird auch “Röstigraben” genannt. Hier ändert sich nicht nur die Sprache, auch die Kultur wird französischer. Statt Rösti gibt’s Ratatouille am Speiseplan. Was als Vegetarierin übrigens mein Standardessen in Frankreich war. Sehr lecker, nur nach etwa 6 Wochen, wäre eine kulinarische Abwechslung doch ganz nett. Ratatouille mit Spiegelei, Ratatouille mit Eierspeise, Ratatouille mit Baguette…Nein Baguette gab’s sowieso immer…

Wie gesagt war nicht nur die Tatsache, dass ich Vegetarierin bin, oftmals mühsam am Camino, sondern auch meine eingerosteten Französischkenntnisse. Das Klischee stimmt. Viele Franzosen sprechen wenig Englisch oder wollen einfach nicht in dieser Sprache kommunizieren. Natürlich gab es Ausnahmen. Dankbar war ich für die netten Gespräche in Englisch, mit Händen und Füßen oder einem Misch-Masch an Sprachen, Französisch, Spanisch, Deutsch, Englisch, nicht zu vergessen Baskisch. Eine sehr spezielle Sprache, die mich an eine altperuanische Quechuasprache erinnerte, viele X, Z, ungewöhnliche Buchstabenkombis.

Am Abend beim netten Beisammensein in den Herbergen wurde Französisch gesprochen. Nicht verwunderlich, da ich ziemlich oft die einzige nicht Französischsprechende war. Wie man sich vorstellen kann, war das für mich sehr anstrengend. Ständig Französisch oder Englisch, mein Gehirn wurde müde und schaltete ab einem gewissen Zeitpunkt auf Durchzug. Ich ließ mich berieseln und freute mich in Gedanken schon auf Spanien. Dort würde großteils Spanisch und Englisch zur Kommunikation genutzt werden, war ich überzeugt.

Doch auch nach der Passage der Pyrenäen und dem Betreten spanischen Bodens, war Französisch nach wie vor sehr präsent. Kein Wunder, waren doch die Franzosen, die gefühlt vorherrschende Mehrheit unter den Pilgern. Ach, irgendwie war ich genervt, müde vom ständigen inneren Übersetzen.

Mit der Zeit wurde mein Französisch immer besser. Ich lernte neue Wörter, umgangssprachliche Ausdrücke, kulturelle Besonderheiten. Mir fiel auf, dass das Wort “truc” immer wieder vorkam. Also fragte ich mal nach, was das denn zu bedeuten hätte. “Ah, das heißt einfach nur ”Dings”. Also kannst du es für alles verwenden.” Wie praktisch! Ab diesem Zeitpunkt bemerkte ich in so gut wie jedem französischen Satz mindestens ein “truc”. Auch in meinem Wortschatz bekam es einen hohen Stellenwert, verwendete es für alles Mögliche. Ich konnte mich auf Französisch unterhalten. “Gib mir ”le truc”, Gehen wir zu dem “truc”. Schau mal dieses schöne “truc”….Yuhuuuu! Truc sind keine Grenzen gesetzt! Truc sei Dank!

© Pocahontas 2021-05-02

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