by EmmaMaria
Sie war unterwegs zum Bäcker, da begegnete ihr die Nachbarin. „Hi Lena, wie geht es dir?“, rief diese ihr entgegen. Kaum trat sie mit den Backwaren wieder auf die Straße, hörte sie jemanden von der anderen Seite rufen: „Lena schön, dass ich dich sehe. Hast du eine Minute Zeit für mich?“
„Klar doch, was gibt’s?“
„Ich möchte einen Pullover für meine kleine Fellnase stricken. Hast du eine Idee?“
„Nimm eine Schafwolle, die man in der Waschmaschine waschen kann und stricke daraus einen Hundepullover mit Zopfmuster. Schnitte dafür findest du massenweise im Internet.“
„Danke, gute Idee, dann wünsche ich dir einen schönen Tag.“
Lena setzte ihre Einkaufstour fort und traf zahlreiche Dorfbewohner. Alle sprachen sie an. Das kostete wertvolle Zeit, und sie sagte vor sich hin: „Ich bin hier in dem kleinen Dorf auf dieser gottverlassenen Insel bekannt wie ein bunter Hund.“ Bunter Hund? Bei den Gedankengängen kam ihr eine Idee. Sie wollte sich ein solches Tier zulegen, sodass alle Leute auf den Vierbeiner schauen, und sie nicht beachten. Mit Sonnenbrille und Hut wäre sie unsichtbar. Sie verfolgte ihr Vorhaben direkt und besuchte das örtliche Tierschutzheim, um nach einer geeigneten Fellnase zu suchen. Natürlich gab es keinen bunten Hund, sie wählte einen weißen. Das Fell werde ich färben, sinnierte Lena. Ein heller Labrador stand in der Box direkt neben dem Bürogebäude. Sie fragte, ob sie ihn streicheln dürfe.
„Ja gern, kommen Sie mit in die Box, dann können Sie ihn begrüßen.“
„Au fein, wie heißt er denn?“
„Das ist eine Hündin, sie heißt Luna.“
„Schöner Name, Luna, der Mond.“
Nachdem die Hündin an sie übergeben worden war, steuerte sie die nächste Drogerie an und kaufte Haarfarben, rot, braun, blau und grün. Wieder zu Hause fütterte sie ihr neues Haustier und griff zu einem Pinsel, um damit die Farbe auf dem Fell aufzutragen „Wow, der Hund sieht toll aus. Ab jetzt werden die Leute mich nicht beachten, sondern nur den Hund sehen“, strahlte sie ihre Fellnase an. Luna bellte im Flur ihr Spiegelbild an. „Komm, wir gehen jetzt erst einmal Gassi.“
„Um Gottes willen, was ist das für ein Tier?“, erschraken eine Mutter und ihr Kind.
„Haben sie dem Hund das Fell gefärbt? Das geht gar nicht! Tierquälerei sowas!“, entrüstete sich eine ältere Dame.
Eine Horde Jugendlicher kam des Weges und neckte Luna. „Das Tier hat uns angebellt. Was ist das überhaupt, so bunt? Hat die KI den geliefert?“, lästerten sie.
„Das war nicht die beste Idee“, murmelte Lena, „und wie bekomme ich nun die Farbe aus dem Fell?“
© EmmaMaria 2024-08-15