by Erich Stöger
Es war eine Meinungsverschiedenheit! Nun ja, es war ein Streit! Hatten wir nicht schon öfter eine Meinungsverschiedenheit? Okay, einen Streit? Natürlich frage ich mich, ob sie, nein er eigentlich notwendig war. Aber ich frage mich, nein, ich muss mich wirklich fragen, wie lange wird das gut gehen? Wie viel Meinungsverschiedenheit, okay Streit, wird unsere Beziehung noch ertragen?
Nach deinem Wiederkommen und unserer gegenseitigen Beteuerung, das nicht wieder zulassen zu wollen, war das gegenseitige Verlangen ja plötzlich so stark, dass wir es nicht mehr ins Schlafzimmer schafften. Das Sofa reichte für unsere gegenseitige Lust aufeinander. Du, die eher immer Wortkarge, schrittest eigentlich sofort zur Tat. Das hat mich zwar gefreut, aber doch einigermaßen verwundert. Auch als wir nach einer Weile unserer Gier vom Sofa auf den Teppich fielen, hast du das mehr oder weniger als gegeben hingenommen und kein Kommentar von dir war zu vernehmen. Wir machten einfach weiter in unserm Liebesspiel. Auch kein Wort von dir, als wir eine Zeit danach vom eher angenehmen Teppich auf den doch kalten Holzboden rollten. Es störte dich, das eine genauso wenig wie das andere. Wir spielten einfach unser Spiel, ohne große Worte. Als wir anschließend in ein angenehmes Dahindösen übergingen, das dich vor mir in einen hoffentlich guten und tiefen Schlaf fallen ließ, hast du nicht mehr bemerkt, wie ich die Decken des Sofas mit meiner rechten Hand, auf der linken lag dein Kopf, zu uns auf den Boden zog und uns darin so gut wie möglich einwickelte. Trotz meiner Müdigkeit verspürte ich eine angenehme Entspanntheit. Allerdings schwirrten mir allzu viele Gedanken durch meinen Kopf. Was fragte ich mich, trennt uns immer wieder und was lässt uns immer wieder zusammenkommen? Ich weiß es nicht. Und du weißt es auch nicht! Aber warum frage ich mich, passiert es trotzdem? Und vor allem wie lange noch? All diese Fragen quälen mich, weil ich keine Antwort darauf habe. Ich bin versucht, meine kleine Hausbar aufzusuchen, um einen Drink zu meiner Beruhigung zu nehmen, unterlasse es aber doch, weil ich deinen Körper so angeschmiegt an meinen nicht alleine lassen möchte. Die Garantie, diese wunderbare Gemeinsamkeit unserer Körper nachher wiederzuerlangen, gibt es nicht. Also bleibe ich und rühre mich keinen Zentimeter. Mein linker Arm ist längst eingeschlafen und ich verspüre auch den anfänglichen Schmerz nicht mehr. Ich merke, dass sich meine Gedanken auch ohne einen Drink etwas beruhigen und dann irgendwann doch den Weg ins Positive finden.
Aber erst dein regelmäßiges Atmen ließ mich auch in einen eher schon morgendlichen Schlaf fallen. Träume dürfte ich keine gehabt haben. Aber mein Albtraum begann, obwohl schon wach, aber die Augen noch immer geschlossen, als ich versuchte, nach dir zu tasten. Du warst nicht da! Du warst nicht mehr da! Dein früher Schlaf und mein plagendes, nachdenkliches Wachliegen neben dir hat es ermöglicht, dass du, so überraschend wie du am Vorabend gekommen warst, so überraschend auch wieder verschwunden bist. Ohne Meinungsverschiedenheit, ja ohne Streit bist du einfach gegangen.
Wann, stelle ich mir die Frage, wann wirst du wiederkommen?
© Erich Stöger 2024-05-08