Luigi Salvatore, Arciduca d’Austria

Gabriele Koubek

by Gabriele Koubek

Story

Bei einer Rundfahrt um die Insel Lipari erfahren wir, dass einst ein Habsburger auf der Insel gelebt hat. Ludwig Salvator von Habsburg-Lothringen (1847 – 1915) war Prinz der Toskana und Erzherzog von Österreich. Er zog das Reisen dem militärischen und dem höfischen Leben vor und verbrachte den größten Teil seines Lebens damit die mediterranen Inseln zu erforschen und zu beschreiben.

Wir sehen ein leuchtend weiß gestrichenes Haus auf einem kleinen Hügel mit Blick auf einen Strand. Von hier aus hat er seine Forschungen betrieben und seine Bücher geschrieben.

Auf seiner Jacht umrundete er die Inseln mehrmals und beschrieb und zeichnete sie. Von der umfangreichen Dokumentation aus 8 Bänden ließ er in Prag 100 nummerierte Exemplare in deutscher Sprache drucken.

Jeder Insel war ein Band gewidmet und ein weiterer Band enthielt einen allgemeinen Teil von der Geschichte, den Gebräuchen und Traditionen.

Ich will diese Bücher unbedingt sehen und unsere Reisebegleiterin gibt uns den Tipp, dass in der Bibliothek in Lipari diese Bücher aufliegen. Die Öffnungszeiten sind theoretisch schnell herausgefunden und so befinden wir uns um Punkt 4 Uhr vor der Bibliothek. Alles ist verschlossen. Weder das Rütteln an der Türe noch das beharrliche Betätigen der Klingel bringt einen Erfolg. Die Türe sieht eher wie ein zwielichtiger Hintereingang aus als wie die Pforte zu einer Bibliothek.

Gegenüber von der Bibliothek ist ein Keramikgeschäft. Dort fragen wir nach, ob wir uns bei den Öffnungszeiten geirrt haben. „Aber nein, nein“, heißt es „die öffnen um 4 oder vielleicht ein bisschen später“.

Um mir die Zeit zu vertreiben, sehe ich mich in dem Keramikgeschäft um. Der Meister persönlich zeigt uns seine Kunstwerke. Eine originelle Weihnachtskrippe bringt mich in Aufregung. Ich sammle seit Jahren Weihnachtskrippen aus der ganzen Welt und diese brauche ich unbedingt für meiner Sammlung. Jesus und Maria mit dem Jesuskind auf einem Boot. Der Meister sieht mir meine Begeisterung an, und daher sind Preisverhandlungen ausgeschlossen. Die Krippe wird für uns sorgfältig verpackt und ich bin glücklich.

In der Zwischenzeit hat jemand die Bibliothek geöffnet. Wir werden argwöhnisch betrachtet und erst einmal nichts gefragt. Ich versuche zu erklären, was wir suchen. Die Bücher des Habsburgers. Der Bibliothekar schüttelt nur den Kopf. Jetzt kommt eine ältere Frau dazu und versucht mich zu verstehen. Plötzlich fragt sie: „Luigi Austriaco?“ Sie drückt uns einige große abgegriffene Hefte, in italienischer Sprache, in die Hand. Auf den hinteren Seiten finden wir ganz klein die Schriften auf Deutsch. Als ich nach den Originalen frage, bekomme ich nur energisches Kopfschütteln als Antwort. Ich bin nicht sicher, ob sie die Bücher nicht hat oder einfach nur nicht herzeigen will.

Wir begnügen uns mit den Kopien. Die sorgfältige Gestaltung der Schriften beeindruckt mich ebenso wie die naturgetreuen Zeichnungen von Landschaften und Menschen.

© Gabriele Koubek 2022-05-18

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