Was für aufregende Tage! Ich weiß nicht, wer mehr Spaß hatte, Federico oder ich. Es begann damit, dass mein Sohn schon als Baby eine ungewöhnliche Mimik hatte. Der kleine fröhliche Kerl war stets im Mittelpunkt. Die Fotos, die ich von ihm schoss, waren so auffallend witzig, dass ich eines Tages auf die Idee kam, ein paar davon an ein Elternmagazin zu schicken. Prompt kam eine Einladung von einer Münchner Fotografin. Von da an wurde Federico öfters zu Fototerminen eingeladen. Unter anderem wurde er mit seiner Cousine für Windelwerbung gebucht. Die Schnute, die er auf diesem Foto zieht, weil sie ein Gummibärchen aß, war sensationell. Die Fotografin liebte ihn: „Es ist nicht leicht den quirligen Kerl aufs Bild zu bannen, aber wenn, dann sind die Fotos einmalig“, sagte sie eines Tages zu mir.
Ein paar Jahre später erhielt ich einen Anruf, ob Federico zu einem Casting-Termin kommen könnte. Sie brauchten einen Jungen für die Nescafé Werbung mit dem berühmten Angelo. Er wurde beim Casting ausgewählt. Für drei Tage fuhren wir in das Studio im Süden von München. Am ersten Tag gab es eine Kleiderprobe und wir wurden allen vorgestellt, unter anderem dem Hauptdarsteller Bruno Maccallini und seiner Filmmutter, einer Engländerin.
In den nächsten zwei Tagen wurde gedreht. Federico hatte allerlei Spaß dabei, kein Wunder, er legte fest, wie lange er Lust hatte beim Dreh mitzumachen. Brauchte er eine Pause, dann wurde diese durchgeführt. Aber er benötigte selten eine und das war für das Team und die Schauspieler manchmal anstrengend. Ihm wurde gestattet, ganz unbekümmert er selbst zu sein. Text hatte er ja kaum. Und den Fußball in den Raum zu schießen fand er ausgesprochen lustig. Einmal traf er versehentlich den Strahler, da bin ich sehr erschrocken. „Haben sie eine gute Haftpflichtversicherung?“, juxten die Techniker. Für mich war es aufregend, zu sehen, wie solche Spots entstehen. Wir bekamen die Erlaubnis, mit in den Raum zu kommen, in dem der Regisseur schaute, ob das Filmmaterial zu gebrauchen war.
Federicos lebhafte Art kam gut beim Regisseur an. Nachdem dieser das Startzeichen für den Drehbeginn gegeben hatte, hörte man hinter der verschlossenen Tür: „Und Action!“ Nicht vom Filmemacher, sondern von meinem Sohn. Das war mir so peinlich, aber das Team beschwichtigte mich: „Kein Problem, das wird anschließend weggeschnitten.“
Selbst beim Mittagessen bekam der kleine Schauspieler eine Sonderbehandlung. Er war der Einzige, der gefragt wurde, was er essen möchte. „Spaghetti al Pesto!“, rief er erfreut.
In den darauflegenden Zeit war Federico nicht nur im Fernsehen zu sehen. Als wir einmal in einem großen Supermarkt einkauften, lief auf aufgestellten Monitoren dieser Werbespot. Federico sah sich und deutete darauf: „Mama schau, da bin ja ich!“, rief er begeistert. Die Umstehenden blieben stehen und schauten zum Fernseher und dann zu meinem kleinen Sohn. Die überraschten Gesichter vergesse ich nicht mehr.
© Irene Hülsermann 2021-05-26