Ich bin, wer ich bin, deine Tochter, dein Kind. Du hast mich umsorgt, mit mir gelitten, mich getröstet. Du hast mich in den Schlaf gesungen, mich gerügt, mich bestraft. Natürlich liebst du mich, auf deine ganz eigene Weise.
Das ist Urvertrauen, rede ich mir ein, damit ich leben kann, in dieser Welt, wie sie uns erschaffen wurde, wie wir sie als richtig wahrnehmen wollen. Eine Mutter liebt ihr Kind, ich möchte glauben eine jede Mutter – die eine intensiver, die andere verhaltener. Du liebst mich, als dein Kind!
Doch würdest du mich lieben, wenn du mich nicht geboren hättest, wenn ich nicht dein Fleisch und Blut wäre? Würdest du mich wenigstens mögen?
Spricht dich mein Charakter an oder magst du mich eigentlich gar nicht, für das, was ich bin? Lehnst du meine Person vielleicht sogar ab?
Kann man sein Kind lieben, es aber nicht mögen? Ich fürchte ja. Ich habe davon gehört.
Und ich frage dich, magst du mich, als Mensch, als Person? Hast du mich dir so gewünscht? Nicht, was ich richtig und falsch mache, wo du stolz bist oder dich schämst, ich frage dich nach der Essenz meiner selbst.
Mama, magst du mich?
© Kathrin Aizenberg 2021-04-30