by Zeitreise
Es war der schlimmste Moment meines gesamten Lebens, noch jetzt, wo ich diese Worte niederschreibe, kommen mir die Tränen. Es war der Moment wo sich mein ganzes Leben veränderte, ein Moment der ein dunkles Kapitel in meinen Leben abzuschließen vermag. Doch bevor dies geschah, musst ich mich meiner größten Angst stellen – ich musste zeigen, wer ich wirklich bin.
Panisch saß ich in meinem Zimmer und beendete das Telefonat mit meinem Freund. Wir beide weinten, denn auch er litt mit mir. Er spürte die Angst und den Schmerz in mir. Schluchzend trank ich das Glas Wein zu Ende und hörte wie es an meiner Tür klopfte. Es war meine Schwester. Sie wollte mir den Rücken stärken, wenn ich meiner Mama die Wahrheit erzählte. Ich konnte mich nicht zusammenreißen, ich brach am Boden zusammen und weinte. Ich hatte solche Angst. Angst davor verstoßen zu werden, Angst mit anderen Augen gesehen zu werden, Angst nicht mehr geliebt zu werden.
Meine Schwester half mir auf und umarmte mich. “Du schaffst das schon, ich bin für dich da” erklärte sie mir, während auch ihr schon die Tränen von den Wagen rollten. Ich versuchte stark zu sein und positive Gedanken zu sammeln. In der Hand hielt ich das Kuscheltier meines Freundes. Ich drückte es fest an mich, es soll mir Kraft geben und spüren lassen, dass er bei mir ist. “Mama hast du kurz Zeit?” fragte ich mit zitternde Stimme während ich gemeinsam mit meiner Schwester das Wohnzimmer betrat.Nervös blickte sie uns beide an, sie wusste sofort das etwas nicht stimmt. Ich setzte mich an den Esstisch, so auch die anderen. “Was ist los?” fragte sie nervös. Wieder fing ich sofort an zu weinen.“Was ist los?” “Was ist passiert?” “Bist du krank?” “Hast du etwas angestellt?” “Bitte rede mit mir!”Ich war wie vereist, konnte ihr nicht antworten, konnte sie nicht ansehen, konnte nicht atmen. Wiederholt versucht ich irgendwelche Worte zu finden, bis ich einige Wortfetzen herausspuckte.
Ich….. liebe….. Männer……
Sofort trat Stille ein und keiner Sprach. Jetzt war meine Mutter wie vereist und wendete ihren Blick von mir ab. Sie atmete tief und sah verwirrt durch den Raum.Es kam mir wie eine Ewigkeit vor bis endlich meine Mutter zu mir sprach. Natürlich waren es nicht die Worte, die ich mir gewünscht hatte, doch konnte ich sie verstehen. Ich kämpfte 10 Jahre bis ich mich selbst halbwegs akzeptieren konnte, da konnte ich nicht von jedem verlangen dies in 5 Minuten zu tun.
Viele Fragen, Ereignisse und Lügen wurden an diesem Abend offenbart und ich spürte wie meine Mutter mich mit anderen Augen ansah. Das Bild ihres Sohnes war nun anderes und sie tat sich schwer damit umzugehen. Das Gespräch endet sehr kühl und ich begab mich wieder in mein Zimmer und spürte leider immer noch keine Last von meinen Schultern fallen.
Doch am nächsten Tag erwartete mich schon meine Mutter in der Küche. Sie sah mich traurig an und umarmte mich fest.
“Ich werde dich immer lieben. Komme was wolle. Du bist mein Kind und ich will nur, dass du glücklich bist”
© Zeitreise 2020-12-19