Mannemer Dreck

„1822 – Ein Bäcker, nennen wir ihn Otto, stutzte, als er wie immer den gesammelten Kot auf der Straße entleeren wollte. Richtig, das war ja seit dem gestrigen Erlass von Stadtamtsvorstand Jagemann nicht mehr erlaubt …

“Jedermann, der den im Hause gesammelten Kot mit Kehricht auf die Straße bringt, wird mit einer Strafe von zwei Reichstalern belegt.”

So brach Otto sein Vorhaben ab und bereitete seine Backstube für die Ladenöffnung vor. Schon am Vortag hatte er Gesprächsfetzen über die neueste Vorschrift aufgeschnappt.

“Ja, sollen wir nun im Kot ersticken?”

“Endlich! Die Straßen stinken eh schon.”

Otto grinste, als er gerade die Brote in den Backofen schob. Wie sich die Leute ihre Mäuler über Kot zerrissen war doch irgendwie amüsant. Warum sich nicht einen kleinen Spaß erlauben? Den Jagemann ein wenig triezen? Das sollte doch erlaubt sein. Kurzerhand fertigte der Bäcker kleine Häufchen “Dreck” aus Marzipan, Nelken, Haselnüssen und Mandeln an und stellte diese als “Mannemer Dreck” provokativ in seinem Schaufenster aus. Der würzige Geschmack und saftige Biss dieses “Kots” war so gut, dass er heute ein einzigartiges Kultgebäck ist – inklusive Echtheitszertifikat. Das Kaffee Herrdegen im Quadrat E2-8 ist dabei eine der bekanntesten und beliebtesten Konditoreien, die den “Mannemer Dreck” in Handarbeit herstellen.“

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Werdung vun: Schmett R. Ling

5 vun 5 Blumme

Ich sing eich e Lied vom Dreck, ja Leit heert her. Mannemer Dreck, wisst ihr, was des is?

Heer, heer mol her! Da wos denn beriemte Mannemer Dreck gibt, da kann mer efach vorbeilaafe, ohne zu merke, dass mer grad was leggeres verbasst hot. Aba, heer, jeder Geehunger is grettet, wenn mer sich in dem Lade en Dreck kaaft. Nee, nee, horsche mol, ich meen doch nit den Dreck vun de Stroß. Nee, och nit dei Dreck unna de Finganeggl, heer. Jetz heer mol zu, du Dackl. De Mannemer Dreck is emalig: Er is sieß, klee un rund, wie e Lebkuche. Awwa es is keena, es is efach Mannemer Dreck. Wennde den nit probiert host, weeste nit, wos ich meen. Inner ganze Welt is der beliebt, der Mannemer Dreck, des kannste mia glaawe. Vor allem um de Weihnacht rum kriegste kaam noch ebbes. Denn selbst de greeste Schbääbrenner kaaft do welch. Ausm Innanet oda ewwe in demm Lade. Mei Seelebibche konn e Lied vun singe. Vorigs Jahr wollt se welche verschenke – anstatt irgendn Gruscht – war awwa schun zu spät drah, heer: Olles weg! Hot halt zu lang rumkischdelt. Emol war se im Lade un do hat e Fraa des letzte Päckle Mannemer Dreck vor ihrer Naas gekaaft. Mei Seelebibche hett ihr am Liewste enni uff de Gosch gewwe, awwa mia sinn ja nit so. Allaa, hot se sich halt e Stick Krannstrauwekuche gesichert. Musste se awwa mit nach Haus nemme, weil der Lade wie imma vull wor. Am Woche-end stehn se oft bis naus uff die Stroß. Jetz bin ich awwa gschlage wie en Brezlbu. Ich fiel mich als hett ich Babblwasser gesoffe. Allaa, machs gud!