In meinem Kopf drehen sich die Gedanken wie ein Ringelspiel. So möchte ich ein bisschen mehr erzählen, über Leo und mich. Wie ich schon erwähnte, habe ich Leo vom ersten Moment an über alles geliebt. Ich bin mir sicher, dass er mich auch liebte. Sonst wären wir nicht 22 Jahre durch dick und dünn gegangen.
Nachdem Angelika drei Jahre alt war, fuhren wir gemeinsam in den Urlaub. Die ersten Jahre fuhren wir mit einem Zelt, zirka drei bis vier Wochen auf Urlaub. Zu Inseln, welche im ehemaligen Jugoslawien lagen. Aber im elften Jahr erlebten wir im damaligen Jugoslawien eine böse Überraschung. Wir gingen um 13 Uhr zum Strand hinunter zum Meer. Als wir um 17 Uhr wieder zurückkamen, war der Reißverschluss vom Vorzelt halb offen und wir sahen, dass einige Wertsachen fehlten. Zum Beispiel das Radio, der Rasierapparat und 150 Schilling von meiner Geldbörse, welche ich unter der Matratze versteckt hatte.
Trotz Anzeige bei der Polizei und trotz einer Diebstahlversicherung, welche wir noch in Wien noch abgeschlossen hatten, bekamen wir nichts erstattet. Die Versicherung meinte, dass die Wertsachen eingesperrt oder im Auto hätten sein sollen. Leider dachten wir nicht, dass es so gemeine Menschen gibt, die am hellen Tag in ein fremdes Zelt gehen, um es auszurauben. Von da weg beglückten wir ein Fach im Anhänger mit einem Schloss. Dann erlebten wir bereits, wie Einheimische richtig feindschaftlich uns gegenüber waren. Sie legten sich, meistens sonntags, nur mit einem Meter Abstand neben uns und unterhielten sich so laut, dass wir keine ruhige Minute mehr hatten.
Deswegen fuhren wir das Jahr danach weiter nach Kalamitsi in Griechenland. Das war bereits ohne Angelika, welche bereits lieber mit Oma und Opa zum Stubenberg See fuhr, weil dort immer viele Kinder in ihrem Alter waren.
Als wir das erste Mal nach Kalamitsi fuhren, blieben wir vor einem Zeltplatz stehen, weil es bereits kurz vor 22 Uhr war und die Zeltplätze immer um diese Zeit zu sperren. Beim hineinfahren nahmen wir irgendetwas aus der Tasche meines Mannes heraus und ich hatte die Tasche auf meinem Schoss liegen.
Wie ich ausstieg, fiel mir die Tasche mit seinem Pass und fast dem ganzen Geld, das wir hatten, hinunter, ohne dass ich es bemerkte. Wir bekamen noch einen freien Platz. Es ging so schnell, wir klappten das Zelt auf und fielen müde ins Bett. Um zirka ein Uhr nachts hörten wir, wie jemand ganz leise immer wieder unseren Namen rief. Herr Schreckenberger, Herr Schreckenberger. Da wurde mein Mann wach und ging nur mit einer Badehose bekleidet, vors Zelt.
Da stand ihm ein fremder Mann gegenüber, hielt ihm seine Tasche vor die Nase und fragte: Ist das ihre Tasche? Mein Mann war ganz überrascht und sagte: Ja. Da fiel ihm der Mann um den Hals und sagte: Gott sei Lob und Dank, weil ich sie bereits seit 22 Uhr suche. Er entschuldigte sich, dass er den Inhalt etwas durcheinander brachte. Aber er suchte uns nach der Autonummer. Mein Mann bedankte sich und wollte ihm etwas Geld geben. Aber er sagte, dass er bereits sehr müde ist und nur mehr schlafen gehen möchte. Da sagte ich nur noch: Willkommen in Griechenland. Wir waren unsagbar froh, dass dies in Griechenland und nicht in Jugoslawien passierte. Übrigens waren die Griechen viel freundlicher. Am nächsten Tag fuhren wir nur mehr 10 km bis nach Kalamitsi. Vermutlich waren damals meine Schutzengel zur rechten Zeit am richtigen Ort.
Foto: Griechenland – Kalamitsi
© Franz Kellner 2025-06-14