by Luna Winkler
Hier noch ein Lidstrich. Dort noch ein wenig mehr von dem Concealer, der eigentlich viel zu ______________ fĂĽr seinen Hautton ist. Puder. Noch mehr Puder. Er muss bald neues kaufen gehen, sein VerschleiĂź gleicht dem der ________________________ alter Leute.
Marlon hält inne und betrachtet sein Spiegelbild. Gepudert. Gebalsamiert. Geschminkt. Nie wollte er ___________________. Mädchen, die sich schminken, findet er ________________. Und nun steht er hier, mit teurem Make-Up und noch teurerem Puder im immernoch bubenhaften Gesicht. Aber er muss es tun. Er muss.
Vielleicht ist deswegen die Obsoleszenz seiner Maskerade so hoch: aus dem Zwang heraus, sich schminken zu müssen. Zu maskieren, damit er für die anderen ___________________ wird. Das bunte Geschmier, es ist doch nur seine Maske. Früher hat er sie noch unregelmäßig aufgesetzt, nur ab und zu, wie als wolle er testen, wie weit es sich gehen lässt damit.
Doch mittlerweile ist sie seine Alltagskluft. Ohne sie traut er sich nicht ____________________. Ohne sie ist er nur „Streuselgesicht“. Ohne sie ist er ein Nichts oder eben alles für die Lästereien der __________________________. Derweil will er doch nur Marlon sein. Einfach nur _______________.
Er sortiert seine Utensilien fein säuberlichst in sein Täschchen hinein. Passt auf, dass wirklich alles verschlossen ist. Passt auf, dass niemand etwas ____________________. Es ist notwendig. Jedes Mal muss er sich das sagen, ehe er alles zusammenpackt und sich nach draußen wagt. Draußen. Das ist da, wo er merkt, wie notwendig seine Verkleidung ist.
Das ist da, wo all die scheelen Blicke ihn treffen. Wo die abwertendsten Worte __________________ werden. Wo seine Mitmenschen ihn wie einen Gorilla im Zoo begaffen, gewillt ihm eine Banane zu zuschmeiĂźen, damit er wenigstens ein wenig Freude am Leben findet.
Er _________________ Menschen. Sie sind so rĂĽpelhaft. So widerlich, geradezu eklig. Und das Schlimmste ist, dass er sich diese Denkweise nur durch ihre in ihren Gesichtern ablesbaren Gedanken angeeignet hat. Er ________________ Menschen, weil sie selbiges mit ihm tun.
Marlon tritt aus dem Badezimmer und steht seiner Mutter gegenüber. Sie lächelt ________________ und streichelt seine unebene Wange. Trotz der Tonnen an Make-Up und der damit einhergehenden Tartüfferie ist sie uneben. Er erwidert ihr Lächeln _____________ und schultert seinen Rucksack.
Und als er an den Schaufenstern vorbeigeht, da sieht er nur eine ____________________ Version seiner selbst. Marlon weiß nicht, was ihn dazu bringt, sich so zu verstellen. Und als er das rothaarige Mädchen an der ____________________ stehen sieht, weiß er wieder, warum er es tut. Es ist notwendig.
Sie war hübsch, von Natur aus. Hatte nichts von dem daheim liegen, was Marlon in seiner Brusttasche trug. Heute wie an jedem anderen Tag. Und dennoch war dieses etwas in seiner Brusttasche das einzige, was es ihm ermöglichte ______________________________.
© Luna Winkler 2022-11-17