Deutsch ist eine schöne Sprache, aber nicht immer einfach. Da gibt es so viele schwierige Wörter, auch im Bereich des Umweltschutzes. Wegwerfgesellschaft zum Beispiel oder Umweltsünder. Oder Einwegkunststofftragetaschenverbot. Ihr wisst schon, was ich meine: Plastiksackerl. Nachhaltigkeit ist auch so ein kompliziertes Wort, das lange Zeit nicht in meinen Kopf wollte.
Heute weiß ich: Nachhaltig bedeutet so viel wie „sich auf längere Zeit stark auswirkend“. Ich habe herausgefunden, dass das Wort aus der Forstwirtschaft stammt. Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, im Wald nur so viele Bäume zu fällen, wie nachgepflanzt werden. So behält der Wald auf Dauer seinen Wert. Heute passiert leider das Gegenteil, und aus Profitgier wird der Regenwald abgeholzt und so der Lebensraum für Menschen und Tiere zerstört. Die großen Regenwälder, wie der Amazonas-Regenwald, sind sozusagen die grüne Lunge der Erde, denn besonders hier wird massenhaft CO2 gebunden und Sauerstoff produziert. Auch in Österreich gibt es viele Wälder, die für gute Luft sorgen.
Ich gestehe: Obwohl ich schon seit fünfeinhalb Jahren in Österreich lebe, kann ich die Bäume noch immer nicht auseinanderhalten. Ich kenne nur den Unterschied zwischen Nadel- und Laubbäumen. Obstbäume erkenne ich schon, aber nur, wenn die Früchte darauf sind. In Syrien und im Libanon, wo ich aufgewachsen bin, gibt es viele Plantagen für Kirsch-, Maulbeer-, Feigen-, Oliven-, Orangen-, Granatapfel- und Zitronenbäume. Besonders Daraa, meine Heimatstadt, liegt in einem sehr fruchtbaren Gebiet.
Sehr gern erinnere ich mich an die Orangen- und Zitronenbäume, die im Garten meines Opas wuchsen. Die Früchte waren so saftig. Wenn ich daran denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Vor unserem Haus im Libanon stand ein großer Maulbeerbaum. Ich liebte es sehr, auf den Baum zu klettern und dort die reifen Beeren zu pflücken und zu essen. Reife Maulbeeren schauen so ähnlich aus wie Brombeeren und sind dunkelrot bis violett. Sie sind auch sehr saftig, daher muss man aufpassen, dass man sich nicht anpatzt. Das ist mir oft passiert. Meistens konnte ich es nicht abwarten und habe schon die unreifen weißen Beeren gegessen. Sie schmeckten so köstlich nach Honig.
In der Nähe unseres Hauses stand auch ein Kirschbaum. Die reifen Kirschen leuchteten so unwiderstehlich, dass man sie einfach pflücken musste. Meine Brüder und ich aßen so lange, bis uns der Bauch weh tat. Erst später kamen wir darauf, dass uns der Baum gar nicht gehörte. Aber unsere Nachbarn waren großzügig und verjagten uns nicht.
In den höheren Regionen von Syrien und Libanon wachsen Kiefern. Das sind anspruchslose Bäume, die keinen guten Boden brauchen, um zu gedeihen. Die berühmteste ist die Libanon-Zeder. Sie hat es weitgebracht – bis auf die libanesische Flagge.
© Halimah Alsharif 2021-05-19