Mein Herz brennt

MISERANDVS

by MISERANDVS

Story

So, beinah alles eingekauft! Das ging ruck-zuck! Noch eine Tüte Milch und einen Knusperlaib, dann ist der Mann versorgt. Ich lenke meine Mühle auf den Platz, da, wo die Autos stehen, und eine Dame parkt gemächlich aus. Der Platz ist weit, es ist kein Hindernis und kein Humanoide, den man ins Pflaster stampfen könnte; ich mach Wupp-Wupp und schwenke um die Dame mit der vielen Zeit im Rückwärtsgang. Dann steh ich da, sie schleicht heran im Standgasmodus, das Fensterchen, es fällt, die Omi steckt den Kopf ans Licht und spricht: “Des war jetzt knapp. Ich hätt sie umgestoßen, wenn ich nicht so geschaut und gebremst hätte.”

Ich lache schallend los, denn Bremsen geht ja gar nicht, wenn man nicht fährt. Und sie ist quasi kaum gefahren, ist mehr aus ihrer Lücke diffundiert, vielmehr herausgealtert, möcht ich meinen. Ich lache laut, und sage: “Junge Frau! So, wie sie fahren, konnte ich nicht länger warten. So lange leb ich nicht mehr. Und ehrlich, beim Warten, wie sie fahren, bekommt man junge Hunde!” Sie schmollt und hopst mit ihrem Spielzeugbomber aus Fernost davon. Ich lache glucksend, und ich denke: “Was für ein Glück! Dem Tod grad so entronnen! Dank Krampfaderngeschwader-Elses katzengleicher Reaktion!”

Ich hol mein Brot und meine Milch und süße Birnen, weil sie mich locken. Und wie ich an die Kasse stapfe, fällt mein Blick zur Seite auf die Kerzen mit dem Deckel drauf. “In Liebe”, steht auf einer, eine rote Rose ist darunter. Ich bleibe stehen. Ob ich… Ich meine, ob ich sollte? Ich wollt ja nicht mehr, aber … Ich greife zu.

Als ich durch Schwechat düse, die Spritfabrik zur Rechten, spritzt es manierlich. Es muss geregnet haben. Ist mir egal. Auf meiner Mühle bleib ich trocken Da tut sich vor mir etwas auf, das ich so auch noch nicht gesehen hab: Ein Monstrum eines Regenbogens, gewaltig, aus weißen, dicken Wolken in einem Bogen fällt er in unbegreiflich grellen Farben auf das Land vor mir. Noch nie hab ich so einen schönen Regenbogen angeschaut. Die Farben tun mir direkt weh, so kräftig sind sie, und mit einem Mal entsteht ein zweiter, direkt nebenan. Zu zweit, in schönster Harmonie, da fallen sie. Wie schön! Wie unbegreiflich schön das ist!

Ich schau beeindruckt, wo sie landen, und seufze schmunzelnd. Am Ende eines jeden Regenbogens sei ein Schatz begraben, sagt man. Dort, wo sie enden, diese beiden, liegt auch ein Schatz verbuddelt. “Ich find auch ohne deine brüllend bunten Zeichen hin zu meinem Herz.”, sag ich pikiert.

Langsam wird es dunkel. Ich hock seit Stunden hier bei ihr und rede leise. In der Laterne flackert sanft ihr neues Licht. “Ich lieb dich immer noch. Ich tu es seit dem ersten Brief. Ich werd dich morgen lieben, Pollenfee, und immer noch, wenn leis der letzte Stern verlischt am Himmel.” Ein Händchenkuss auf ihren Stein, dann muss ich geh’n. “Du fehlst mir so!”

Am Ende eines Regenbogens liegt ein Schatz. Den größten Schatz von allen findet nur, wem es gelingt, zwei Regenbögen durch ein Scherbenherz zu bündeln. Mein Herz, es brennt für sie.

© MISERANDVS 2021-08-30

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