Mein neuer Alltag 2

Das Vollzeitreisen ein Auf und Ab sein würde, davor wurde ich gewarnt, aber nicht von der Einsamkeit, die man als Alleinreisende empfindet, die lockeren Freundschaften, in denen man sich zwar tiefgründige Fragen stellt, aber weiß, dass der Kontakt nach zwei, drei Wochen der Weiterreise abbrechen würde und die zu weiteren Erinnerungen im Reisetagebuch wurden, genau wie die Eintrittskarten und Postkarten, die ich sammelte. Nicht vor den Fragen nach dem Sinn des Lebens, die man sich stellt, wenn man abends alleine im Bett liegt, nicht vor der Müdigkeit nach einem langen Tag und der Prokrastination, wenn eigentlich die nächste Unterkunft zu buchen oder die Weiterreise zu planen ist. Nicht zu wissen, wonach man sucht, seine Leidenschaft nicht zu finden und ebenso nicht den Sinn des Lebens. Keine Pläne zu machen oder zu haben und sich vom Strom ohne Richtung leiten zu lassen. Pläne zu machen und sie später wieder zu verwerfen, weil sie sich nicht richtig anfühlen. Ängste vor der Zukunft und die Frage, wie man überhaupt glücklich wird und seinen Weg findet.

Ich begann mich wieder nach einfacheren Dingen zu sehnen: einer Routine und einem simpleren Alltag. Aufzuwachen und zur Arbeit zu gehen, ohne über den Lebenssinn oder den weiteren Verlauf der Reise nachzudenken. Gesunde Gerichte zu kochen, mich mit Freunden und der Familie im Café zu treffen, nach einem anstrengenden Arbeitstag eine Netflixserie anzuschauen und einfach zu entspannen, ohne irgendwas vorzuhaben. Am Wochenende Ausflüge in die Natur zu machen, sich über die ersten Sonnenstrahlen nach dem Winter freuen und über die lieben Leute, die einen umgeben. Das Leben einfacher gestalten und sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren als auf die große weite Welt.

Ein erfolgreiches Online-Bewerbungsgespräch später, ein paar Klicks auf Skyscanner und mit 420 € weniger auf dem Konto, stand der Rückflugtermin und mein neuer Alltag in Deutschland fest. Und ich freute mich darauf. Wie schnell es doch gehen konnte; Wünsche und Pläne sich ändern.