Mein Opa

Diesen Text habe ich vor 22 Jahren im Alter von 12 Jahren geschrieben. Jetzt ist er mir wieder untergekommen…

Da stehe ich wieder vor dem kleinen Bild im schlichten Rahmen. Es zeigt meinen Opa in jungen Jahren. Er war immer schon ein etwas schwieriger Typ, er kommandierte meine Oma immer herum und wenn sie mal einen Handgriff nicht für ihn gemacht hat, dann hat er sie gleich angeschrien. Er hat beim 2. Weltkrieg mitkämpfen müssen, da wurde er angeschossen und seitdem sind noch immer ein paar Splitter im Oberschenkel. Gehen funktioniert nur noch mit Stock. Dann hat er bei den Steirer Werken in einer Gießerei gearbeitet und weil es dort so heiß war hat er hald immer Bier getrunken, so ist er zum Alkoholiker geworden. Vor kurzem hat er einen leichten Schlaganfall gehabt und hat deshalb ins Krankenhaus müssen. Meine Oma war sehr erleichtert, dass sie sich mal ausruhen kann, denn er ist der reinste Pflegefall. Obwohl mein Opa viel jünger ist als meine Oma muss meine Oma ihn mit 82 Jahren pflegen. Daweil aknn sie ja selber schon fast nimmer und ihre Hüfte gehört dringend operiert. Wie mein Opa im Krankenhaus war da war er ganz anders, er war ganz klar. Man merkt das er dort keinen Tropfen Alkohol bekam. Er erzählte wie er ein Kind war. Da hatten sie noch in Rumänien gewohnt. Sie hatten einen Bauernhof am Land mit Pferden und vielen anderen Tieren bis ein Bürgerkrieg kam und sie flüchten mussten, hatten Sie glücklich in Rumänien gelebt. Man versprach ihnen, dass sie ihn Österreich alles ersetzt kriegen. Aber was war? Nichts, Sie bekamen nichts ersetzt. Mein Opa redet immer wieder von Rumänien, wie schön es dort nicht war, er hat es wirklich geliebt. Ich glaube er wäre gerne dortgeblieben.

Als er vom Krankenhaus wieder nach Hause kam dauerte es nicht lange bis er wieder trank. Er machte das so raffiniert, dass man es fast gar nicht glauben kann. Er ruft immer die Bäurin an und sagt: „Ma kannst am ned a Bier bringen, die Mutter is no ned vom Einkaufen zruck“ und so bringt ihm dann die Bäuerin ein Bier.

Meine Oma sucht schon lange um einen Platz im Pflegeheim, aber es wird nichts frei.

Mittlerweile leben beide schon lange nicht mehr.