Als ich vom BSI und dem zuständigen Stadtrat von Zwettl, die ich gut kannte, animiert wurde, mich um die Leiterstelle der Volksschule zu bewerben, überlegte ich doch eine Weile, weil dies einschneidende Verhältnisse mit sich brachte. Nach Rücksprache mit meiner Frau, die keine besondere Freude damit hatte, und Beratung mit meinem Bruder Karl, der selbst Leiter der Hauptschule in Rappottenstein war, sagte ich zu. Ich bekam die Stelle, auch weil es gar keinen älteren Bewerber gab! Eigentlich hätte mich die Leitung der Hauptschule in Schweiggers interessiert, doch wäre die tägliche Fahrt dorthin einfach zu weit gewesen. Eine Übersiedlung wäre auch nicht in Frage gekommen, da wir in Sallingberg inzwischen gebaut hatten. So fuhr ich also sechs Jahre täglich nach Zwettl. Zum Glück waren die Winter nicht streng, sodass ich keine Probleme auf diesen 20 Kilometern hatte.
Wie aus dem Nichts bekam ich plötzlich große Schmerzen auf der Innenseite der Ellbogengelenke, sodass ich mit Mühe das Lenkrad halten konnte. Ich begab mich zu unserem Hausarzt, der nach einer Untersuchung meinte: ” Wäre der Schmerz außen, wäre es ein Tennisarm. So aber ist es ein typischer Putzfrauenarm!” Meine Frau, die bei der Untersuchung auch anwesend war, sagte lächelnd: “Herr Doktor, mein Mann hat noch nie einen Staubsauger in der Hand gehabt. Seine Mithilfe im Haushalt hält sich in Grenzen!”
Ich gebe zu, dass ich, ziemlich angehängt mit verschiedenen Funktionen, wenig zur Hausarbeit beitrug. Außerdem erklärte ich meiner Frau: “Ich habe eine so empfindliche Haut und kann deshalb nicht ins Wasser greifen, weil du nicht Palmolive verwendest!” Ich beließ es beim Abtrocknen!
Als ich im Kollegenkreis von meinem Putzfrauenarm erzählte, sagte schon der eine oder andere: “Könntest du uns nicht die Telefonnummer deines Hausarztes geben?”
Meine Frau und ich waren längere Zeit im schönen Ellmau am Wilden Kaiser auf Urlaub und erwanderten diese wunderschöne Gegend. Die Unterbringung im Hotel Kaiserblick war einfach ein Erlebnis. Vor allem die Kulinarik hinterließ einen bleibenden Eindruck! An einem Abend gab es ein deftiges Buffet mit Tiroler Spezialitäten. Dazu musste man sich mit dem Teller anstellen und die gewünschten Speisen wurden ausgeteilt. Zu der Zeit waren außer uns keine Österreicher im Hotel, sondern vorwiegend deutsche Gäste.
Als wir – es waren ausschließlich Männer – mit unseren Tellern erwartungsvoll standen, kam die Chefin des Hotels und meinte augenzwinkernd: “Das ist ja wunderbar, da könnt ihr gleich anschließend in der Küche bei der Abwasch helfen!” “Liebe Gerda,” erwiderte ich, “ich kann leider nicht. Mir hat es der Doktor verboten, weil ich einen Putzfrauenarm habe!” Sie sah mich ungläubig an und fragte: “Was hast du? Einen Putzfrauenarm? Habe ich noch nie gehört!”
Ich klärte sie auf und sie musste herzhaft lachen. Nach sieben Jahren beendeten wir unseren jährlichen Urlaub im schönen Tirol. Es war zu anstrengend geworden.
© Hannes Zeisler 2020-09-26