Meine Familie

Jürgen Rohrer

by Jürgen Rohrer

Story


In einem idyllischen Dorf an der burgenländisch-ungarischen Grenze, das noch immer in vergangenen Zeiten verhaftet ist, lebte meine Familie. Mit knapp 1000 Einwohnern war unsere Welt begrenzt von den Mauern der Geschichte. Gewachsen an den Erinnerungen des eisernen Vorhangs, war unsere Blickrichtung stets gen Westen gerichtet. Doch selbst dort, in Lutzmannsburg, umgaben uns kroatische Gemeinden, deren Kontakt distanziert blieb. Aufgrund alter Konflikte und Konfessionen war die Spaltung der Menschen spürbar. Eine unsichtbare Barriere, die bis heute Bestand hat.

Mein Glück lag in meiner Familie. Obwohl ich nur einen Großvater hatte – mein Vater verlor seinen Vater im sinnlosen Krieg, als meine Großmutter hochschwanger mit meinem Vater zurückblieb – war ich von Liebe und Unterstützung umgeben. Doch das Trauma der Vergangenheit lastete schwer. Mein Vater musste früh Verantwortung übernehmen, während meine Mutter unter der autoritären Erziehung ihrer Eltern litt. Die Kriegszeit prägte sie auf eine Weise, die für uns Unvorstellbar ist.

Aber meine Eltern lehrten mich eine wichtige Lektion: Anpacken statt Jammern. Ihre Lebensgeschichten ließen mich erkennen, dass das Leben zu kurz ist für Selbstmitleid und Stillstand.

Meine Geschwister wurden meine Stütze und Herausforderung zugleich. Mit meiner älteren Schwester Claudia, meinem Bruder Kurt und meiner weiteren Schwester Elke, die vor mir geboren wurden, fand ich meinen Platz in der Dynamik unserer Familie. Unsere Beziehungen waren geprägt von Verantwortung, Vorbildern und Konflikten, die uns formten und herausforderten.

Mein Vater starb mit 69 Jahren plötzlich und unerwartet, während meine Schwester im Alter von nur 51 Jahren einem grausamen Krebsleiden erlag. Ihre Abwesenheit prägt die Lücken in unserem Familiengefüge, ihre Erinnerungen hallen in unseren Herzen wider.

Die Lehre, die ich aus diesen schmerzlichen Erfahrungen ziehe, ist von unschätzbarem Wert: Jeder Tag ist kostbar und ein Geschenk. Jeder Moment könnte der Letzte sein. Daher schätze ich jeden Atemzug, jeden Sonnenaufgang und jeden Augenblick der Liebe, denn das Leben ist zerbrechlich, aber auch wunderbar.

In einer Familie, die von tragischen Schicksalsschlägen geprägt ist, werden Verlust, Trauer und der Umgang mit dem Tod zu zentralen Themen des Lebens. Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt tiefe Wunden, die oft unaufhörlich schmerzen. Der Gaube an ein Wiedersehen, gibt uns oft die Kraft glücklich zu sein! Sie leben in unseren Geschichten weiter und wenn wir über sie reden und lachen, dann ganz besonders.





© Jürgen Rohrer 2024-02-23

Genres
Self-help & Life support, Biographies
Moods
Emotional