Meine Neujahrs- Challenge

Heidi Reiter

by Heidi Reiter

Story
Wörthersee

Alle Jahre wieder, immer wenn die Tage und die Rauhnächte zwischen dem 25.12. und dem 6.1. ins Land ziehen, bekomme ich recht merkwürdige Anwandlungen. Sobald Weihnachten vorbei ist, wird auf Silvester und Neujahr hingearbeitet. Dann denke ich mir jedes Mal, bald ist das Jahr vorbei und ich muss in ein paar Tagen noch das ganze Haus umkrempeln. Am liebsten würde ich noch einen Container bestellen, um den Keller wieder mal auszumisten, um den ganzen alten Kram nicht wieder ins neue Jahr mitnehmen zu müssen. Die Fenster sollten vielleicht auch noch geputzt werden und meine Golden Girls will ich im alten Jahr auch nochmal zu einem Brunch treffen. Es wird wie üblich wieder mal knapp werden mit meinen ganzen Vorsätzen und wenn dann der Morgen des Silvestertages beginnt, eskaliert die Situation gewaltig, denn heute muss ich ja noch unbedingt die Böden wischen, das Stiegenhaus reinigen, die Terrasse kehren, die aufgestaute Wäsche bügeln und um Gottes willen ja nicht die Wäsche am Wäscheständer hängen lassen über Neujahr, denn das soll definitiv Unglück bringen. Da ich es schon bis zum Abend geschafft habe, keiner schwarzen Katze zu begegnen, werde ich mich nicht das kommende Jahr ins Unglück stürzen nur wegen eines Wäscheständers. Wenn mein Bruder mich dann so durch das Haus wuseln sieht, sagt er jedes Mal “Entspann Dich Sista, es kommt nur wieder mal ein Neues Jahr und nicht das Gesundheitsamt”. Nur wenn das so einfach wäre, vom Sternzeichen Krebs und auch noch Aszendent Jungfrau mit recht perfektionistischen Ansätzen, fällt mir das nicht immer so leicht. Heuer gab es zumindest kulinarisch einen Selbstläufer zu Silvester, nämlich Raclette, da war dann auch mal die Dame des Hauses etwas entlastet und wenn dann unsere interne Silvesterparty mit obligater Bowle startet, bin ich sozusagen wieder auf Raumtemperatur. Spätestens am nächsten Tag, wenn das neue Jahr über Nacht mit Pauken und Trompeten ins Land gezogen ist, muss ich schon überlegen, was ich mir eigentlich alles vorgenommen hatte und vor allem “Warum”. Denn es ist immer das gleiche Spiel, ich nehme mir vor, mich noch besser zu ernähren, mehr auf Mikroplastik zu achten und ich werde definitiv mehr Sport betreiben. Ich möchte auch noch die Welt retten, zumindest in meinem kleinen Mikrokosmos und noch vieles mehr. Warum das bei uns Menschen so ist, konnte ich bis dato noch nicht herausfinden, anscheinend brauchen wir immer eine bestimmte Richtung im Leben, um uns zufrieden zu fühlen. Beim Nachdenken über meine Ziele für das Jahr 2025, werde ich dann sehr nachdenklich und komme ins Grübeln über den Sinn des Lebens, aber dieses Rätsel werde ich vielleicht heuer ansatzweise auflösen, denn ich mache im Frühjahr eine Indien Reise in den Norden Indiens und werde auf den Spuren Buddha´s wandeln. Vielleicht bekomme ich dann die Erleuchtung, dass das Leben ohnehin immer seine eigenen Geschichten schreibt und wir gar keine Neujahrsvorsätze brauchen, denn man ist ohnehin tagtäglich mit neuen Situationen konfrontiert, die sehr oft eine Planänderung erfordern. Also denkt nicht zu genau über eure Pläne und Vorsätze für das Neue Jahr nach, sondern feiert lieber jeden Tag eures Lebens, denn es kommt ohnehin immer anders, als man denkt und vergesst nicht, den Tagen mehr Leben zu geben. Eure Cleo !

© Heidi Reiter 2025-01-05

Genres
Humor & Satire
Moods
Abenteuerlich, Emotional, Komisch, Inspirierend, Unbeschwert
Hashtags