Mit dem Hut in der Hand

Martina Süss

by Martina Süss

Story

Ich musste einfach wegfahren.

Bloß ich und mein Hut. Jeder wüsste ob des Hutes, dass ich Reisende bin – und das nicht aus Tollerei. Man würde genau erkennen, dass ich eben mit dem Leben gestritten hatte und kurzerhand unsere gemeinsame Wohnung mit dem Gruß „Stirb wohl!“ verlassen habe. Gerechtfertigterweise.

Denn es hatte nun gereicht. Dass es einen Hang zur Ironie hat und ein willkürlich verfahrender Regisseur ist, das war mir bekannt. Ich hatte es ja auch geliebt für seine Sprunghaftigkeit, seinen Sinn für Humor, seine malerischen Augen und seine verborgenen Tiefen. Doch es reizte meine Geduld schlussendlich unangenehm weit. Es warf mich umher, trieb mich am Abgrund entlang und kicherte über meine Tränen.

Es ist unmöglich, weiter mit diesem Leben zusammenzuleben. Undenkbar. Deshalb habe ich mich mit dem Hut auf dem Kopf und ohne Koffer in der Hand auf den Weg gemacht. Ich suche mir einfach ein neues Leben.

© Martina Süss 2022-12-15

Hashtags