Mixed Emotions, Teil 1

Sabine Schlager

by Sabine Schlager

Story
Schottland


Mixed-Emotions, gemischte Gefühle Teil 1

Ich starrte aus dem großen Bürofenster und überblickte nichts als grüne Hügel und lila Heidekraut. Nur einige Sonnenstrahlen quälten sich durch die Wolken, die an den Bergspitzen schrammten und sich in kurzen Schauern entluden. Ich fragte mich, war jetzt Mai oder Oktober? Meine Bürotür wurde geöffnet und meine Kollegin Tara klopfte ans Türblatt. “Entschuldige Meg, aber mir ist es heute hier irgendwie zu eng. Würdest du mit mir in der Mittagspause einen Spaziergang unternehmen?” Erwartungsvoll musterte sie mich, während ich noch zögerte. Denn eigentlich war ich es, die gerne rausging, bei Tara stand spazieren gehen in der Beliebtheitsskala an unterster Stelle. “Falls es nicht Hunde und Katzen regnet”, stimmte ich zu, weshalb wir eine Viertelstunde später das Firmengelände verließen und Richtung Inverness schlenderten, um zu plaudern und Frischluft zu genießen. Tara war in einen Mitarbeiter verliebt und schüttete mir ihr Herz aus. Denn ihr Vater missachtete, obzwar er kein Rassist war, ihre Wahl. Der Auserwählte, Jerome, kam aus Ghana und so hatte er eben seine Vorbehalte.

“Glaubst du, das wird was zwischen mir und Jerome?”, fragte Tara mich, als ich unerwartet den schicken hellen Audi die Auffahrt zum Kreisverkehr lang fahren sah. Mein Herz setzte einen Takt lang aus. “Huhu! Erde an Meg!” Tara fuchtelte vor meinen Augen. “Kennst du den?” Wir waren stehengeblieben, nachdem auch der Autofahrer angehalten hatte. “Ja, das ist ein Bekannter von mir!”, erklärte ich und lief auf dein Auto zu. Freudig überrascht hast du das Seitenfenster runtergelassen und gefragt, was ich hier machen würde. “Arbeiten!”, antwortete ich spontan, als du die Augenbrauen angehoben hast. “Ja also natürlich nicht auf der Straße”. “Hab ich auch nicht angenommen, mein Schatz”, hast du mich beschwichtigt. “Im Ernst, was treibt dich an diesen Ort?”, hast du dich erkundigt und ich habe entgegnet, einen Job in der nahen Pharmafirma zu haben. “Bürokram, schreiben, telefonieren”. “Öd?”, fragtest und kanntest die Antwort längst. Selbstvergessen streichelte ich über deinen Unterarm, der auf dem Wagenschlag ruhte. Obwohl Tara uns im Visier hatte, glaubte ich nicht, dass sie diese Geste aus der Entfernung hatte sehen können.

“Wir haben gerade Mittagspause und brauchten etwas Abstand zur Arbeit”, erzählte ich dir, worauf du uns zu einer Tasse Kaffee einladen wolltest. Hippelig vor Begeisterung wollte ich sogleich zusagen, aber da war ja noch Tara. Ich fragte sie, ob sie mitkommen oder alleine zum Betrieb zurückkehren wollte. Sie entschied sich für die Einladung, obwohl ihr das Ganze nicht geheuer erschien. Ich fürchtete, sie würde dich kennen oder vielmehr, ihr Vater, der wie du politisch aktiv war. Immer war da die Befürchtung, man könnte uns verraten und der Traum einer Romanze wäre Geschichte.

Wir fanden ein nettes Kaffeehaus in der Nähe, das zum Glück auch in der Mittagszeit nicht überfüllt war. Flankiert von Tara und dir nahm ich in der Mitte einer Sitzgruppe Platz. Ich war glücklich, dich zufällig getroffen zu haben und neben dir sitzen zu dürfen. Auch wenn Tara mit von der Partie war und dies kein Date war.

© Sabine Schlager 2025-02-21

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll, Unbeschwert, Inspiring, Lighthearted
Hashtags