Mondstein Teil III

Anita Hubmayr

by Anita Hubmayr

Story

Nachdem sie mit dem Nachtisch fertig waren, bedankten sich die Mädchen für das gute Essen und machten sich auf den Weg zu dem kleinen See, am Rande des Waldes. Der Wald wirkte teilweise tot und dennoch war er lebendig, Nia erinnerte sich an ein Buch, welches sie vor kurzem erst gelesen hatte. Es ging um Elben und ihren Lebensraum, der Wald erinnerte sie sehr stark an die beschriebene Welt. Mit den verflochtenen Wurzeln und gekrümmten Bäumen, den morosbewachsenen weißen Ästen. So im Gedanken bemerkte Nia nicht, dass sich Colin und Ben angeschlichen hatten. Nia ließ einen Schrei los, sie erschreckte sich so, als Colin sie von hinten packte, dass sie über eine Wurzel stolperte und kurzum am Boden saß, „Colin, erschreck mich nie wieder so“, sagte Nia lachend zu Colin, als dieser ihr hoch half. „Colin, Ben darf ich vorstellen, das sind Amy und Lina.“ Nach einem kurzen Moment der Stille, in welchem sich alle gegenseitig von oben bis unten begutachteten, fragte Ben: „Gut nachdem die Vorstellrunde vorbei ist, wollen wir los zum Aussichtsturm?“. „Ja klar.“, antwortete Amy in einem ziemlich schrillen Ton. Nia war diese Situation unangenehm, also schnappte sie sich Lina und Colin und machte sich mit den beiden auf den Weg. Ben und Amy wanderten langsam hinter ihnen her. Nach einigen Metern fragte Nia:“ Colin, gehst du mit Ben und den Mädels schon mal vor? Ich möchte ein wenig abseits der Wanderwege nach guten Fotomotiven suchen.“. Colin nickte Nia zu und sagte:“ Ja klar, aber pass auf dich auf. Es ist zwar ein Naturschutzgebiet, aber dennoch versuchen ein paar Idioten hier zu jagen.“. „Ich werde aufpassen. Danke für die Info.“, sagte Nia und setzte sich von den anderen ab. Nach einiger Zeit fand sie einen kleinen Bach, welcher sich über weiße Felsen und grünes Moos ergoss. Dieses Motiv war zwar einfach, fesselte Nia aber aus irgendeinem Grund sehr. Sie schoss aus verschiedenen Perspektiven einige Fotos, bis sie merkte, dass sie beobachtet wird. Sie sah sich um und traute ihren Augen nicht. Ein paar Meter von ihr entfernt stand ein schneeweißer Hirsch, er hatte ein elfenbeinfarbenes Geweih und eisblaue Augen. Nia war von seiner Anmut so beeindruckt, dass sie einige Minuten inne hielt, um den Hirsch zu beobachten, sie erhob das Objektiv ihrer Kamera und versuchte einige Fotos zu knipsen, doch auf dem kleinen Kamerabildschirm erkannte sie nur einen hellen Fleck.Als sie ihren Blick dann weiter über die schöne Landschaft gleiten lies, um eine bessere Position zu finden, sah sie, dass nicht weit von Hirsch entfernt, einige Jäger mit Flinten ein Lager aufgeschlagen hatten. Sie wollte den Hirsch nicht sterben sehen und lief auf ihn zu, in der Hoffnung, er würde vor Schreck flüchten. Doch der Hirsch blieb stehen und sah Nia einfach an. Sie stellte sich vor den Hirsch und rief den Jägern zu:”Wenn ihr ihn töten wollt, müsst ihr mich auch erschießen!“Nia wirkte nicht sonderlich einschüchternd mit ihren 159 cm- „Verschwinde da!“, rief einer der Jäger.

© Anita Hubmayr 2022-04-04

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