My Roomate Is A Nazi [Buch 30]

Am Abend ging Eloise nach Hause. Die Wohnung war ruhig, fast ungewohnt still. Als sie den Flur entlangging, sah sie, dass Lucys Zimmertür offenstand. Drinnen war Lucy gerade dabei, ihren Koffer zu packen. Kleidung lag ordentlich gefaltet auf dem Bett, eine Reisetasche stand offen daneben. “Was machst du?“, fragte Eloise vorsichtig vom Türrahmen aus. Lucy drehte sich halb um, ohne mit dem Packen aufzuhören. “Meine Uni-Klasse macht einen Ausflug. Für zwei Tage. Du wirst morgen alleine sein – mit Nico und Henry. Eloise blinzelte überrascht. “Wieso alleine?“ Lucy schaut zu Eloise. “Weil Emily bei einer Freundin schläft.“ “Oh …“ machte Eloise leise und trat einen Schritt ins Zimmer. Lucy schob ein paar Shirts zur Seite und warf dann einen prüfenden Blick zu Eloise. “Ich kann den Ausflug auch absagen.“ “N-nein“, sagte Eloise hastig, “dein Dozent wäre sicher enttäuscht.“ Lucy zögerte. Dann verschränkte sie die Arme. “Nico hatte mich und Emily heute gefragt, ob wir morgen weg sind … meinst du, er plant ’ne Party?“ Eloise zuckte mit den Schultern, wusste nicht recht, was sie antworten sollte. Lucy drehte sich ganz zu ihr, ernster Blick. “Pass … pass auf dich auf. Henry ist ja noch da. Er hilft dir sicher, wenn was ist.“ Eloise nickte langsam. “Ach, das wird schon.“ Doch innerlich spürte sie ein leises Unbehagen, das sich nicht ganz abschütteln ließ. Sie hatte ein schlechtes Gefühl, wusste aber nicht ganz wieso. Vielleicht war es die Stille in der Wohnung oder Nicos merkwürdige Frage, die er Emily und Lucy gestellt hatte. Trotzdem zwang sie sich zu einem Lächeln und ging in ihr Zimmer. Eloise stand am nächsten Morgen auf. Als sie ihr Zimmer verließ, kam im selben Moment auch Nico aus seinem. Beide hielten für einen kurzen Moment Blickkontakt, ehe Eloise grimmig wegsah. Ihre Adern pochten nur vor Wut, wenn sie ihn sah. Ohne ein Wort ging sie ins Bad, um sich fertig zu machen. Kurz darauf kam Lucy mit ihrem Koffer aus dem Zimmer. “Irgendwie gar keinen Bock“, murmelte sie seufzend, mit dunklen Augenringen. „Du hast doch auf nie etwas Bock“, meinte Nico beiläufig. Lucy hielt kurz inne, drehte sich zu ihm und sah ihn direkt an. Lucys Piercing an der Augenbraue glitzerte. “Dafür habe ich ein Herz. Wenn ich dich nur anschaue, sehe ich nur eine dunkle, gebrochene Seele, die sich wie ein lächerliches Weichei verhält.“ Nico sagte nichts. Er wirkte für einen Moment überrascht, fast so, als hätte ihn das getroffen. Lucy wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort die WG. Emily war zu diesem Zeitpunkt bereits weg.