Ganz früher waren Besuche auf Postämtern fast hoheitliche Akte. Die Amtsgebäude konnten einem schon etwas Respekt einflössen. Man hatte danach immer ein gewißes Gefühl der Erleichterung, nicht so bald dort wieder erscheinen zu dürfen, äh ich meine müssen.
Zurück in die Zukunft: Wir schreiben das Jahr 2021 und was hat sich die Post nicht verändert, oder? Herrlich lichte Filialen, man kann dort allerlei Dinge kaufen und auch der Kundenservice ist immer wieder eine Freude. Und was man auch nicht alles mittlerweile online erledigen kann ist grandios!
Ich habe für 2020 vollständig online einen Nachsendeauftrag von meiner Adresse in Niederösterreich nach Wien aufgeben können. Gültig bis Ende März 2021. Tatsächlich wurde bisher alles an die Adresse in Wien geschickt. Aber als ich im neuen Jahr wieder in Niederösterreich mal nach dem Rechten sehen wollte, fand ich doch tatsächlich drei persönlich adressierte Sendungen im Postkasten. Ärgerlich! Aber nicht verzagen! Ich rief bei der Kundenhotline an. Ein sehr bemühter Herr, der aber nicht zu 100% der deutschen Sprachformulierungen mächtig schien, nahm sich meiner Sache an. „Das ist sehr ärgerlich, aber er wird einen Vorgang machen“, meinte er und zitierte das, was er schrieb weiter: „Der Nachsendeauftrag des Kunden wird nicht mehr respektiert.“ Einige Versuche meinerseits ihm andere Formulierungen, wie „funktioniert nicht mehr“ zu unterbreiten wurden ignoriert. Ich dachte mir, ok, das wird schon gut gehen. Nach diesem Telefonat wollte ich nun noch die Postfiliale meiner Gemeinde kontaktieren, um nachzufragen. Ich rief dort an und landete, schwupp, wieder in der Kundenhotline bei einer anderen Person, die mir mitteilte, dass man in die Filialen leider nicht anrufen kann und sie könne leider auch nicht verbinden. Tja, ich bedankte mich dennoch für die Info und die Person meinte sehr motiviert: „Ja kein Problem, wir sind ja da, um unseren Kunden zu helfen.“ Äh? Na ja, wenn sie meint, dass mir jetzt geholfen wurde. Ich wollte noch nicht ganz aufgeben und fuhr auf dem Rückweg nach Wien kurz in unserem Ort bei der Filiale vorbei. Auch sie bedauerte übrigens, dass Zitat „Niemand(!) hier anrufen könne“. Mein einziges Buch von Franz Kafka im Regal fiel ungehört von alleine um. Sie sagte mir, dass sie an das Verteilzentrum am Rande des Ortes das Problem weitergeben werde.
Es war schon stockdunkel, als ich auf dem Heimweg mit meinem Auto vor dem friedlich, mitten in einem Feld liegenden Verteilzentrum vorbeifuhr. Einfach aus Neugier blieb ich stehen. Auf einmal fiel aus einem der Fenster zur Straßenseite ein grelles rotes Licht auf den Asphalt. Ich sah unendlich lange gebannt auf dieses Licht, aber es passierte nichts. Stille. Wusste es was ich getan hatte? Ich bewegte sehr bedächtig meinen Fuß auf das Gaspedal nach unten und fuhr langsam an dem Gebäude vorbei zur Hauptstraße. Da war er wieder, mein Respekt vor Postgebäuden, als ich im Rückspiegel das rote Licht wieder ausgehen sah.
© Stephan Pokorny 2021-01-09