Neckisch

Als Steierin, die mit einem Schnee-Gen zu viel durch den Geburtskanal gerast ist, stehe ich dem Sommer eher skeptisch gegenüber.

Mit zunehmender Lenzanzahl wird das auch nicht besser. Ein paar Vorzüge kann aber selbst ich der heißen Jahreszeit abgewinnen. Stichwort: Minimaltextilisierung. Sprich: Top, Minirock oder Shorts und ich bin outdoorbereit. So die Annahme.

Nun muss ich erklärenderweise hinzufügen, dass Flauschkugels Gassistrecke von gefühlt hunderten Balkonen flankiert wird, die – so könnte man meinen – tagtäglich, 24 Stunden lang, von lieben, observationslustigen Menschen bevölkert werden. Nun darf ich mich, was Neugierde anbelangt, schon gar nicht melden. Vermutlich mit ein Grund, warum ich mich mit besagten Leutchen so gut verstehe.

Im Winter – eingepackt wie ein Michelin-Männchen – ist mein Outfit nie der Rede wert. Mit steigenden Temperaturen scheinen nicht nur die Hüllen, sondern auch die Hemmungen zu fallen. Die Sprechhemmungen.

Neulich wollte mir das Thermometer bereits am frühen Morgen weit über 20 Grad Celsius weismachen. Hund verkroch sich vorsichtshalber in seine kühle Höhle unter den Wohnzimmertisch, und ich versuchte meinen Body mit so wenig Stoff wie möglich zu tapezieren.

Ich schnappte mir Fellnase, die dank Leckerlibestechung doch noch aus ihrem Versteck robbte, und wir machten uns auf Richtung Ort. Trotz Minimalstbekleidung schoss mir bereits nach ein paar Metern der Schweiß aus allen Poren.

Plötzlich erschall eine schrille Frauenstimme aus dem dritten Stock: „Yessas, Mädl! Host heit vergessn, di aunzuziagn?“ Ich blickte an mir herab: Top, Minirock, Schuhe. Alles da. Ich: „Na, des passt scho. Is jo so haß.“ Da zischte es aus dem zweiten Stock: „Bist oba scho a bisserl neckisch unterwegs heit.“ Die nächste Wortmeldung ließ nicht lange auf sich warten: „Scheen is a da Summa. Kemma endli deine scheenan Haxerl bewundern.“

Irgendwie schien die Hitze denen allen ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein. Vielleicht ist unser Dörfli aber auch nur, ähnlich einer gewissen Einwohnerin, eher winteraffin und für den Sommer mit all seinen positiven und negativen Begleiterscheinungen nicht so ganz gewappnet…