Seit der Grundschule hatte ich einen konkreten Plan, für meine Zukunft. Ich wollte auf das Gymnasium gehen, danach maturieren und Jura studieren. Ständig habe ich mich mit anderen gemessen. Hatte ich eine zwei, aber jemand anderes eine eins, war meine Note nicht gut genug, auch nicht, wenn ich eine eins, aber jemand anderes noch mehr Punkte hatte. Richtig frustrierend wurde es für mich dann im Gymnasium. Ich bekam Schwierigkeiten in Englisch und Mathematik. Mein Leben verbrachte ich gefühlt nur noch lernend am Schreibtisch gekettet und dennoch waren meine Noten in diesen beiden Fächern miserabel. Ich fühlte mich dumm, maß meinen Wert an den Noten und in dieser Zeit, war mein Selbstwertgefühl komplett im Eimer. Aber die Schule zu wechseln war ebenfalls keine Option für mich, das Gymnasium war mein Plan gewesen, schon immer und nun war ich zu schwach dafür meine Träume zu erfüllen? Irgendwann begannen auch die Streitigkeiten mit meinen Eltern aufgrund meiner Noten, weshalb ich mich noch mehr reinhängen wollte, doch ich merkte, dass ich mich immer schwerer konzentrieren konnte. Jedes kleinste Geräusch lenkte mich ab. Nachts schwirrten so viele Gedanken in meinem Kopf herum, dass ich nicht mehr schlafen konnte, immer wieder brach ich in Tränen aus, da ich mich so schlecht fühlte. Ich will niemanden Enttäuschen! Dieser Gedanke prägt mich noch heute stark. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an mich selbst und wollte mich, aber vor allem meine Eltern stolz machen. Ich wusste, dass sie mich durch Noten nicht mehr oder weniger lieben würden, doch ich wollte und will auch noch heute jemand sein, auf den sie sich verlassen können, der sie stolz macht, eine vorbildliche große Schwester, zu der meine Geschwister aufblicken konnten. Ich weiß nicht, woher dieser Drang kommt, aber genau aus diesem Grund frustrieren mich meine eigenen menschlichen Fehler unglaublich. Schließlich nach zweieinhalb Jahren der Qual zogen meine Eltern einen Schlussstrich und in musste die Schule wechseln. Und jetzt, fast sechs Jahre später, habe ich die Matura in der Tasche, und fange an Jura zu studieren. Vor allem in den letzten zwei Lebensjahren habe ich angefangen, die Schulnoten etwas lockerer zu nehmen und dafür meine Freizeit mehr zu genießen. Natürlich hatte ich oft noch den Drang, zu den Besten zu gehören, doch ich habe akzeptiert, dass man nicht in allem perfekt sein kann.
Mein liebes Kind, was ich dir damit sagen möchte, ist, dass das Leben nicht immer nach Plan läuft. Schule ist wichtig, aber es gibt auch Lektionen, die man außerhalb der Schule lernen muss. Fällt dir ein Fach schwer, na dann ist das eben so, es gibt so viele Fächer, so viele verschiedene Richtungen, wieso muss man alles können? Mir ist es wichtig mein Liebling, dass du dich für deine Träume und Pläne reinhängst, das du dich um die wichtigen Dinge in deinem Leben bemühst aber dabei nicht vergisst zu leben. Ich habe es eine Zeitlang vergessen und das war es nicht wert. Mache das, worin du gut bist, und verbessere deine Fähigkeiten in diesem Talent, welches auch immer es später ist. Ich werde stolz auf dich sein.
© Celine Schmierer 2023-11-27