Von den unzähligen Kostbarkeiten, den diversen Kapellen, Toren, den prächtigen Orgeln, den drei mittelalterlichen Glasfenstern, dem Grabmal Kaiser Friedrichs III aus 1463, das zu den bedeutendsten plastischen Kunstwerken des Spätmittelalters gehört, der zierlichen Kanzel, dem großen Holzkruzifix aus der Zeit um 1420 oder dem wunderbaren Wiener Neustädter Altar aus dem Jahr 1447– ein typischer gotischer Flügelaltar, will ich hier gar nicht schreiben. All das und noch mehr füllt viele kunsthistorische Bücher. Aber über einiges muss ich noch berichten: Da sind zwei sehr berühmte Portraits. Eines ist der „Fenstergucker“, der vor Jahren einer Fernsehserie den Namen gab. Im unteren Teil der Treppe zur Kanzel ist ein plastisches Selbstporträt, das dem Baumeister Anton Pilgram zugeschrieben wurde. Der Kanzelkorb erhebt sich wie eine stilisierte Blüte aus dem Kanzelfuß. Der Handlauf hinauf ist von Fröschen und Lurchen bevölkert.
Das zweite befindet sich am Fuß der kleinen Wandorgel. Das steinerne Selbstporträt Anton Pilgrams zeigt, dass er scheinbar alles zu tragen hat. Er ist als Universitätsprofessor mit Doktorhut und Talar gekleidet und hält Winkelmaß und Zirkel in der Hand. Seine Gesichtszüge wirken melancholisch und sollen wohl seine Verantwortung ausdrücken. Unterhalb des Porträts ist die Jahreszahl 1513 zu lesen.
An zwei besonderen Tagen im Jahr kann man mittags ein Lichtspiel beobachten: immer am 26. Dezember, dem „Stephanitag“, ist sein Bild am Hauptaltar durch die Sonne erleuchtet. Am 6. Jänner, dem Dreikönigstag, erstrahlen die Kronen der Heiligen Drei Könige im Sonnenlicht.
2019 wurde bekannt, dass die Dombauhütte in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt ein monumentales Wandbild in der Vorhalle des Bischofstors von Schmutz befreit habe. Die großformatige Wandmalerei stammt aus dem frühen 16.Jahrhundert und stellt einen an die Wand gemalten Flügelaltar dar. Die Vorzeichnungen der Umrahmung wurden als höchste Qualität eingestuft und anhand verschiedener Details als Hinweis auf eine Arbeit Albrecht Dürers gesehen.
In der Valentinskapelle wurden Graffiti mit Narrenhüten und Schriften gefunden. Sie belegen, dass im Raum der Kapelle einst ein studentisches Initiationsritual stattgefunden hat.
Unter dem Dom befindet sich eine Anlage von etwa 30 Grabkammern, die seit dem 19.Jh. „Katakomben“ genannt werden. Die Katakomben gehen im Kern auf eine fürstliche Grabkammer zurück, die Herzog RudolfIV. um das Jahr 1363 errichten ließ und heute als Herzogsgruft bezeichnet wird. Unter Maria Theresia wurde die Herzogsgruft stark erweitert. Die sog, „neuen Grüfte“ enthalten mehr 10 000 Leichname.
Bei Dreharbeiten wurden kürzlich mit dem Bodenradar in der Nähe des Grabes von Kaiser Friedrich III. Steingräber gefunden. Ob sich hier das eine oder andere Geheimnis finden lässt, wird sich weisen. Der ganze Dom soll demnächst jedenfalls mit einem Bodenradar systematisch gescannt werden.
© Ulrike Sammer 2022-06-09