Es muss schnell gehen, ich platze gleich.
Es kann also nicht mehr zurückgehalten werden, so sehr ich mir das auch wünsche. Ich muss es also tun, ob ich will oder nicht. Der Gang ist leer, was schon mal gut ist. Bedächtigen Schrittes laufe ich drauflos. Keine unnötigen Blicke, kein Stehenbleiben, keine Zeit verschwenden. Das könnte zu viel Aufsehen erregen.
Aufsehen ist schlecht, sehr schlecht sogar.
Das lässt sie nur wieder kommen, diese verdammten Aasgeier. Lieber schnell und so, dass mich niemand erkennt. Seitenblicke, die Seitenblicke nicht vergessen. Überall ist potenziell eine Gefahr. Mein Herz pocht wie verrückt. Mein Atem ist hektischer geworden, auch wenn ich bestmöglich versucht habe, das zu unterbinden.
Manche Dinge lassen sich einfach nicht steuern, so gern man das auch würde.
Ich wünschte, ich wäre nicht allein. Mit anderen würde ich mich sicher hierbei fühlen. In der Gruppe sind wir stärker. Da greifen sie einen zumindest nicht gleich direkt an. Aber heute ist niemand bei mir. Ich bin allein. Ich muss mich dieser Sache allein stellen.
Ich hasse es so sehr, es so tun zu müssen.
Für alle anderen ist es das Normalste der Welt, doch mir setzt es eine Zielscheibe auf den Rücken. Warum eigentlich? Das ist einfach nur unfair. Ist nicht so, dass man mich ohnehin oft genug anfeindet. Vor allem in meiner Position, in der alles noch einen Deut komplizierter ist. Und alle ohnehin nur an einem herumzumeckern haben.
Du darfst dies nicht, du darfst das nicht.
Du gehörst hier nicht hin, dort aber auch nicht.
Das ist unser Raum.
Du willst uns nur belästigen.
Verschwinde.
Was fällt dir ein.
Dass so jemand wie du hier überhaupt rein darf. Unfassbar.
Jemand sollte den Manager holen.
Endlich habe ich mein Ziel erreicht. Es ist direkt vor mir, nur ein paar Schritte entfernt. Ich stelle mich davor, öffne die Tür. Die Luft ist rein. So rein wie sie auf einer Toilette eben sein kann.
Ich schließe die Tür hinter mir.
© Stefan Lautenschläger 2023-01-22