Opa & Lux -Weihnachtssuche-

Erich Stöger

by Erich Stöger

Story
irgendwo 2023

Es ist kalt. Es ist so kalt, dass einem die Atemluft beim Sprechen zu gefrieren droht. Das ist auch der Grund, warum nur noch das Wenigste gesprochen wird. Beim Einatmen droht das Einfrieren der Nasenflügel, so sticht die Kälte im Gesicht. Die dicken Wollhauben, den Schal über die Nase bis hoch zu den Augen um den Kopf gewickelt, die Füße in dicken warmen Stiefeln und der ganze Körper in lange, den Schnee berührende Mäntel gehüllt. So stampfen Sie dahin, die zwei Gestalten. Die eine größer, die andere kleiner und wesentlich jünger. Der Schnee knirscht unter ihren Stiefeln und manchmal ist er so hoch, dass, vor allem der Kleinere, bis über seine Knie darin verschwindet. Aufgebrochen sind die beiden schon am Nachmittag. Jetzt ist es allerdings schon finster und es herrscht eine kristallklare frostige Nacht. Nur ein Sternenmeer am Himmel deutet einen kaum mehr erkennbaren Weg. Sie sind auf der Suche nach Weihnachten. Es war ein spontaner Entschluss. Schnell waren Jause und Tee in der Thermosflasche, in den Rucksack gepackt. Und dann brachen sie auf. Die Sonne, zwar schon im Untergehen, ließ aber noch den Schnee glitzern und die Freude der beiden war groß. Nun aber, ist die Freude gewichen und die Anstrengung nimmt zu. Die in dicken Fäustlingen und in den Manteltaschen steckenden Hände können das leichte Verrutschen der Rucksäcke, hervorgerufen durch das Wanken im Schnee, nicht verhindern. Um unausgesprochen Mut zu vermitteln, nimmt der Ältere eine Hand des Kleineren und drückt dessen Finger durch den wärmenden Fäustling spürend. 

Ist es noch weit, fragt der Jüngere? Nein, wir sind bald da. Die Antwort ist eine Notlüge! Der Ältere dürfte irgendwann eine falsche Richtung eingeschlagen haben. Nun ja, die Sicht war schon schlecht, es war bereits dunkel. Aber macht es Sinn umzukehren? Fragt er sich. Es muss doch bald einmal eine Ortschaft oder doch zumindest ein Haus, ein Bauernhof in Sicht kommen. Also gehen sie weiter und vermeiden unnötige Gespräche. Ich kann nicht mehr, sagt der Jüngere! Trotz der klirrenden Kälte wird dem Älteren plötzlich heiß. Er wird sich bewusst, dass er zu viel versprochen hat. Er schultert, den Jüngeren. Dieser genießt es und Freude keimt auf.  Aber wegen der Kälte sinken die Gespräche wieder auf ein Minimum. Ich bin müde und ich möchte schlafen, sagt der Jüngere! Der Ältere greift zur zweiten Notlüge und sagt: Wir sind gleich da, und dann packen wir unsere Jause aus und werden in einen guten Schlaf fallen. Es kommt keine Antwort und der Ältere würde gerne seine Gedanken kennen. Nach einer Weile, fragt er sich im Stillen, ob er schon eingeschlafen ist, traut sich die Frage aber nicht zu stellen. Da, ein schwaches Licht! Gerade aus, wie weit ist schwer abzuschätzen. Er teilt es dem Jüngeren, auf den Schultern dösenden sofort mit. Ein schwaches „Gottseidank“ ist zu hören.

Die Stube ist warm, der Kamin spendet Wärme und Licht. Ein mit brennenden Kerzen geschmückter, kleiner Baum steht da. Opa, wir haben Weihnachten gefunden ruft Lux voller Freude!

Ich erwache aus meinem Traum und denke, ich muss unbedingt Lux davon erzählen.

Lux und ich wünschen euch allen ein frohes, besinnliches Fest!

© Erich Stöger 2023-12-20

Genres
Novels & Stories
Moods
Abenteuerlich, Emotional, Hoffnungsvoll
Hashtags