Operation Lazarus

Stefan Pircher

by Stefan Pircher

Story

Gier und Neid. Die grĂ¶ĂŸten Triebfedern und Nutznießer zugleich in einer kapitalistisch geprĂ€gten Einweggesellschaft, in der Erfindung Austausch und Erfolg RĂŒcksichtslosigkeit bedeutet. Sie bilden sozusagen ein ausgeklĂŒgeltes Perpetuum mobile mit der Garantie fĂŒr Niedergang und Kollaps. Die Schuldfrage wird ungeklĂ€rt bleiben. Kollektives Versagen einer oberflĂ€chlichen Gesellschaft.

Das unausweichliche Scheitern begann mit der schonungslosen Vernichtung der Ressourcen und wucherndem Wachstum. Gepaart mit der weitlĂ€ufigen Meinung, Leben sei Besitz und Konsum, bildete sich eine unaufhaltsame Konstellation. ZunĂ€chst zeigte sich das Klima verstimmt. Unwetter verwĂŒsteten weite Teile der nutzbaren FlĂ€chen und die steigenden Temperaturen fĂŒhrten zu einer Aridisierung, die zwei Drittel der Welt in WĂŒsten verwandelte. In der Folge war es unmöglich geworden, die gesamte Menschheit zu ernĂ€hren.

Nahrungsmittel wurden ein Luxusgut. Den exorbitanten Preisen fielen zunĂ€chst die Tiere zum Opfer. Verzehrt wurde alles, das einen NĂ€hrwert versprach. Als auch der beste Freund des Menschen nicht mehr war, ging der Großteil der Menschheit selbst zugrunde, zumindest der arme Teil und das, was einmal als BĂŒrgertum bezeichnet wurde. Der Rest rottete sich in wenigen noch wirtlichen Gegenden zusammen und organisierte sich in befestigten Mega-Kolonien. Die Forschung wurde auf das Überleben ausgerichtet und das Überleben wurde durch Selektion bestimmt. Das Ziel war eine Wiederauferstehung in den Sternen.

Vor nicht allzu langer Zeit hoben die Menschen in verzweifelter Manier zu ebendiesen Sternen am Himmel noch ihre HÀupter, auf der vergeblichen Suche nach dem, was sie Schöpfer und Heilsbringer nannten. Schöpfer finden sich heute viele im Orbit um die Erde, aber es sind alles nur Menschen. Frauen, MÀnner und Kinder, die sich verzweifelt aber auch hoffnungsvoll noch einmal ihrer Heimat zuwenden, um einen letzten Blick auf das trostlose Mahnmal Erde zu werfen.

Ich weiß nicht, ob wir es verdient haben, von Neuem beginnen zu dĂŒrfen. Ich weiß auch nicht, ob unsere Reise erfolgreich enden wird. Auf diese VergĂ€nglichkeit Erde zurĂŒckblickend ist mir aber eines ganz klar geworden: Wir selbst sind das Überirdische, das wir ĂŒber Jahrtausende in irgendeiner personifizierten Erlösung zu finden glaubten. Wir vernichten und wir erschaffen. Wer hĂ€tte gedacht, dass die Nachwelt tatsĂ€chlich hier in den unendlichen Himmeln liegt. Ob sie uns ein Paradies sein wird, muss sich allerdings noch zeigen.

© Stefan Pircher 2021-08-01

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