PortrÀt einer depressiven Studentin (9)

Janina Wiese

by Janina Wiese

Story

Ich wache mit Kopf-, Nacken- und Bauchschmerzen auf. Mein Zimmer ist abgedunkelt und ich bewege mich nur langsam durch den Raum, um nicht zu stolpern. Mein Kopf ist irgendwie leer. Als hĂ€tte ich gestern so viel gedacht, dass heute Funkstille herrscht. Als wĂŒrde selbst mein Kopf Pause vom ganzen GedankenmĂŒll brauchen.

[Mein Nachbar streitet sich mit jemandem, als ich das Fenster öffne. Ich bekomme nur seine Seite mit, weil das GesprĂ€ch ĂŒber Telefon stattfindet. Er ist genervt, weil die andere Person sich nie meldet. Er muss schreiben und anrufen. Und dann wird trotzdem so oft ohne Grund abgesagt. Er findet das “nicht cool” und erwartet “von so einem guten Kumpel” anderes Verhalten. Schön, dass er ihn trotz seiner Frustration so bezeichnet. Es dauert keine zwei Minuten, bis sie sich vertragen.]

Ich stehe unter der Dusche und lasse das Wasser ĂŒber mich herunterprasseln. Ein paar HaarstrĂ€hnen kleben an meiner Wange. Das Licht im Bad ist aus. Geschlossene Augen, umgeben von Wasser. Nass und warm. Geborgen. Ich ziehe meine Beine an meine Brust und lege meinen Kopf darauf. Mache mich klein, ohne eingeengt zu sein. Diesmal macht mir das nichts aus. Nichts ist zu viel, laut, grell. Eine Pause.

[Sam Tompkins – You Broke My Heart So Gently, Harry Styles – Sign of the Times, Birdy – Skinny Love, Tom Rosenthal – Go Solo (am 14.10. Playlist hinzugefĂŒgt)]

© Janina Wiese 2023-01-24

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