by Heidi Reiter
Diese Woche habe ich wieder eine meiner Golden Girls getroffen und irgendwie sind wir bei unseren äußerst wichtigen Themen, auf die sogenannten Märchenprinzen gekommen, die man heutzutage auf Facebook, Tinder & Co findet und die auch wirklich noch glauben, dass sie für dich genau der Richtige sind und die absolute “First and only Choice”. Generell haben wir ja an solcherlei amourösen Abenteuern keinen Bedarf, aber manchmal können wir dann doch nicht widerstehen und wir lassen uns auf ein paar lustige “digital conversations” ein. Die schräge Anmache, die man hier oft erlebt, lässt dich eigentlich nur noch Staunen und ich glaube nicht, dass im richtigen Leben so etwas passieren würde, denn hier kommt ja dann wieder die Hemmschwelle ins Spiel. Ein virtueller Märchenprinz schrieb mir vor kurzem ganz plump durch, ob ich nicht jetzt gleich zu ihm nachhause auf ein “Achterl Wein kommen möchte. Ich war echt geflasht über diese Message, aber bei solch speziellen Fällen mache ich mir dann immer einen Spaß und habe retour geschrieben – vielen Dank für dein fast unwiderstehliches Angebot, aber das Glas Wein trinke ich lieber mit meinem Mann auf dem Bärenfell vor dem Kamin. So eine Nachricht kommt dann anscheinend nicht ganz optimal an und der vermeintliche Verehrer wird dann gleich wieder zum Ghost. Ich mache es auch immer wieder mal aus Recherche, denn man erlebt wirklich die kuriosesten Dinge, die man sich nur vorstellen kann, aber meine Freundin dehnt es auch schon mal aus und lässt sich manchmal auf ein Rendezvous ein. Sie sagt, dass sie schon oft im Lokal gesessen hat und als dann das sogenannte Blind Date über die Türschwelle gekommen ist, sie schon desöfteren die Flucht ergreifen wollte, denn dank Bearbeitungsmodus von Bildern auf Social Media kann man ja schon einiges machen und die Feinheiten ein bisschen hervorheben und die gröberen Launen der Natur etwas verschwinden lassen, aber wie sagt schon die Tante Jolesch “was ein Mann schöner is als ein Aff is schon Luxus”, also muss man eben über diese Mogelpackung hinwegsehen und mal alles aus der Sicht der Tante Jolesch sehen. Wenn dann aber das Objekt der Begierde auch noch den Mund aufmacht und nicht unbedingt Albert Einstein vor dir sitzt, er auch noch dauernd in eine andere Richtung schaut, nicht mal Augenkontakt hat und den Freiherrn von Knigge auch sicher nicht am Nachttisch liegen hat, dann kann man sich nicht mal mehr mit den Weisheiten der Tante Jolesch trösten. Spannend wird es ja dann noch, wenn er sich auf dem Profil als absoluter Gentleman bezeichnet und wahrscheinlich nicht mal weiß, mit welchen Tugenden dieser bestückt sein muss und seine charmanten Anwandlungen nur noch peripher vorhanden sind. Teilweise denkt man dann schon fast, dass man einen Zeitsprung gemacht hat und der erste Neandertaler vor einem sitzt und nur noch einen Gedanken im Kopf hat – nämlich Flucht und wie komme ich aus dieser Nummer bald wieder raus….. irgendwie schafft es dann meine Freundin aber dann doch immer wieder noch ein halbwegs, zivilisiertes Gespräch in Gang zu bringen und wenn am Ende das Date auch noch einen Igel im Sack hat, also nicht mal den Kaffee übernimmt, fragt man sich wo sind die Gentlemen geblieben, die früher die Frauen noch “gentlemanlike” verwöhnt haben. Also sucht euren Kavalier wieder lieber im Kaffehaus nebenan als in der digitalen Wolke. Eure Cleo !
© Heidi Reiter 2024-10-26