by Max Ehlers
Ich bin Frida und das ist meine Geschichte – sie ist wahr! Ich bin eine für die Milchproduktion gezüchtete Kuh. Vom System versklavt. Der Autor, welcher meine Erlebnisse für mich niedergeschrieben hat, rettete mich nach dem Sturz. Seit mehr als 3 Jahre lebe ich nun in Freiheit auf seinem Hof.
Der Gestank war allgegenwärtig. Eine Mischung aus Ammoniak, Verfall und Angst. Der stickige, überfüllte Stall war mein Gefängnis, mein Leben, mein Alptraum. Doch an diesem Tag sollte sich alles ändern. Die Hitze des Stalls drückte auf meinen Körper, die Enge nahm mir die Luft zum Atmen. Überall um mich herum standen hundert andere Kühe, zusammengepfercht in einem Raum, der kaum Platz zum Bewegen ließ. Ich spürte das Gewicht der Verzweiflung, die uns alle umklammerte, als eine plötzliche Bewegung hinter mir alles veränderte. Eine Kuh verlor das Gleichgewicht und stürzte auf mich. Ihr Gewicht drückte mich zu Boden, und ein stechender Schmerz schoss durch meinen Körper. Ich schrie, doch meine Schreie verhallten ungehört im Lärm des Stalls. Die anderen Kühe, getrieben von Panik und Angst, trampelten über mich hinweg. Jeder Huf, der mich traf, verstärkte den Schmerz, jede Bewegung war eine Qual.
Ich lag da, hilflos und gefangen in einer Hölle aus Schmerz und Angst. Meine Gedanken kreisten nur um mein ungeborenes Kalb. Würde es diesen Albtraum überleben? Würde ich es jemals sehen? Die Vorstellung, mein Kalb zu verlieren, war unerträglich. Tränen der Verzweiflung füllten meine Augen, doch niemand schien meine Not zu bemerken.
Schließlich zogen sie mich in einen separaten Abschnitt des Stalls. Ein Ort der angeblichen Erholung, doch auch hier gab es keine Weide, keine frische Luft. Nur dieselbe erdrückende Enge und der allgegenwärtige Gestank. Nach wenigen Tagen entschieden sie, dass es für mich keine Hoffnung mehr gibt. Der Tierarzt wurde gerufen, um mein Leiden zu beenden. Der Gedanke an mein Ende erfüllte mich mit einer tiefen, alles durchdringenden Angst. So soll doch wenigstens mein Baby im Bauch noch vorher die Welt erblicken können.
Der große Anhänger, der in den Stall fuhr, war wie ein Vorbote des Todes. Mit unsagbaren Schmerzen und größter Mühe wurde ich verladen. Ich hatte kaum die Kraft, mich zu bewegen, und jeder Moment auf dem Anhänger war eine Qual. Nach einer halben Stunde Fahrt, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, kam der Anhänger zum Stillstand. Die Tür öffnete sich, und ich sah etwas, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Gras. Frische Luft. Der weite, offene Himmel. Es war, als hätte jemand ein Fenster zu einer anderen Welt geöffnet. Mit letzter Kraft rollte ich vom Anhänger, unfähig zu stehen. Der Boden unter mir war weich und kühl, ein erstaunlicher Kontrast zu dem harten, schmutzigen Stallboden. Um mich herum waren Tiere, die ich noch nie gesehen hatte. Große, anmutige Pferde mit glänzendem Fell und einer Ruhe, die mir fremd war. Der Geruch von frischem Heu erfüllte die Luft, ein Duft, der mir fremd und doch so vertraut schien. Ich fühlte mich benommen von all den neuen Eindrücken, gleichzeitig verängstigt und fasziniert. Wo bin ich hier nur gelandet? Ist das hier alles real?
© Max Ehlers 2024-08-30