by Eva Filice
Meran ist die Stadt der Promenaden – das klingt nach Gemütlichkeit, das verspricht Muße und Ruhe, das bewirkt Zufriedenheit. Eine Sommerpromenade führt entlang der Passer im Schatten großer Bäume. Der Fluss – wie ein treuer Begleiter der Stadt Meran – entspringt als kleine Quelle am Timmelsjoch und durchfließt das Passeiertal. Von mehreren Zuflüssen aus den Sarntaler Alpen und der Texelgruppe gespeist, wächst die Passer zu einem beachtenswerten Fluss heran, der südwestlich von Meran in die Etsch mündet.
Zum Promenieren, Spazieren, Bummeln und Flanieren stehen die Kurpromenade, die Sommer- und Winterpromenade, die Passer– und Gilfpromenade und die Sissi-Promenade zur Auswahl. Der Sissi-Weg führt vom Schloss Trauttmannsdorff und den sehenswerten botanischen Gärten bergab bis ins Zentrum von Meran. Beim Flanieren durch das Villenviertel und vorbei an einigen adeligen Schlössern in Obermais fühlt man sich in die Zeit der Monarchie versetzt. Vom hübschen Brunnenplatz ausgehend führt der “steinerne Steg” (Foto) über die Passer. Vorbei an der Wandelhalle bis zum Eingang der Sommerpromenade endet die Sissi-Promenade, wieder die Passar über die Postbrücke im Meraner Jugendstil überquerend, im Elisabeth-Park. 1903 wurde die Statue aus weißem Marmor, die junge Kaiserin darstellend, dort enthüllt.
Der gesamte Verlauf der Passer entlang des Stadtzentrums am rechten Ufer lockt die Gäste auf die Passerpromenade. Meran ist auf beiden Uferseiten eine Erholungszone. Die unvergleichlich schöne Kurpromenade, gesäumt von Palmen und mediterranen Pflanzen sowie dekorativen Blumenarrangements, verweist auf das hohe Niveau der Gartenkünstler. Das Kurhaus im Jugendstil ist eines der hervorstechenden Gebäude der Promenade. Flussaufwärts zeigt sich die Fortsetzung der Kurpromenade durch die windgeschützte und sonnige Strecke als beliebte Winterpromenade. In der kühleren Jahreszeit lässt die milde Sonne beim Promenieren durch die kahlen Bäume das Bummeln als Wohltat empfinden. Die zur Promenade hin offene Wandelhalle bietet Schutz bei Schlechtwetter. Weiter flussaufwärts beeindruckt die Gilfpromenade, die bis zur Schlucht führt, wo die Passer durch eine Engstelle Meran erreicht und für frische Brise sorgt. Subtropische Pflanzen am Ende der Gilfpromenade wirken auf mich wie ein Palmenhaus im Freien. Die “Promenade der Poesie” regt zu einem romantischen Spaziergang ein, denn beim Verweilen auf den Parkbänken ermöglichen die eingravierten Gedichte zeitgenössischer Dichter ein Innehalten. Vor der Römerbrücke zweigt der Weg über den Pulverturm zum Tappeinerweg ab, während auf der linken Flussseite die schattenspendende Sommerpromenade einen erholsamen Aufenthalt an warmen Tagen ermöglicht. Das für Meran seit mehr als hundert Jahren so geschätzte Klima ergibt sich durch die von hohen Bergen geschützte Tallage. Mich begeisterte der Charme der Stadt, die vielen Laubengänge, die gepflegte Landschaft und die vielen Naturschönheiten sowie die unzähligen Kunstschätze in Meran und in der näheren Umgebung. Meran ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.
© Eva Filice 2024-07-18