Pythagoras (570 v. Chr.)

Jakob Rinke

by Jakob Rinke

Story
Italy

Schnell biegt Pythagoras um eine Ecke, um seine Verfolger abzuhängen. Er ist bereits sehr erschöpft, aber weiß, dass sie ihm dicht auf den Fersen sind. Durch die Gassen schlängelt er sich, bis er vor einem Bohnenfeld steht. Das ist seine Rettung, denn in diesem Feld könnte er sich innerhalb von Sekunden verstecken. Aber er hält inne. Seine Verfolger tauchen hinter ihm auf und sein Schicksal ist besiegelt. Das Leben des großen Pythagoras endete, weil er nicht in ein Bohnenfeld laufen wollte. Doch wer war dieser Pythagoras eigentlich, dessen Leben so tragisch endete? Als Sohn einer reichen Familie hatte Pythagoras Zugang zu einer großartigen Bildung sowie einem guten Erbe. Damit konnte er es sich leisten, viel zu reisen und großen politischen Einfluss zu gewinnen. Um aber diesen im antiken Griechenland aufzubauen, brauchte man viele Menschen, die einen unterstützen. Weil es damals aber noch kein Instagram gab, entschied sich Pythagoras stattdessen, eine Sekte mit ihm als die zentrale Figur zu gründen, um seinen Einfluss zu erweitern. Die zentralen Thesen dieser sogenannten Pythagoreer waren unter anderem strenger Vegetarismus, das Tragen einfacher Kleidung, das Entsagen von Luxus und eine absolute Abscheu vor Bohnen. Was genau Pythagoras gegen Bohnen hatte, ist bis heute ein Rätsel. Aber der Legende nach hat Pythagoras genau durch diese Abscheu sein Ende gefunden, als er vor den Soldaten der Regierung flüchtete, die mit seinen Lehren nicht einverstanden waren.

Dabei hätte die Welt wahrscheinlich stark davon profitiert, wenn er länger gelebt hätte. Denn nicht nur seine Lehren über das Leben, sondern auch seine wissenschaftlichen Erkenntnisse machten ihn unsterblich. Pythagoras war einer der einflussreichsten Mathematiker seiner Zeit. Mal abgesehen von dem berühmten Satz des Pythagoras, den wir alle aus der Schule kennen, hat er auch viel über die Mathematik der Musik herausgefunden. Er entdeckte, dass bestimmte Zahlenverhältnisse – wie ein halbvoller, drittel voller oder viertel voller Krug – harmonische Klänge erzeugen, während andere Kombinationen disharmonisch wirken. Für ihn konnte das kein Zufall sein. Er sah darin einen Beweis dafür, dass die gesamte Welt mathematischen Gesetzen folgt. Zahlen waren für ihn nicht bloß abstrakte Werte, sondern der Schlüssel zum Verständnis des Universums.

Seine Ideen waren so bahnbrechend, dass sie das Denken vieler nachfolgender Philosophen prägten – allen voran Platon. Er griff Pythagoras’ Vorstellung auf, dass die Welt einer verborgenen Ordnung unterliegt, die sich durch Zahlen und Proportionen ausdrücken lässt. Seine Ideen legten das Fundament für viele philosophische und wissenschaftliche Theorien – und das alles, obwohl sein Leben an einem Bohnenfeld endete.

© Jakob Rinke 2025-06-01

Genres
Novels & Stories
Moods
Funny, Informative