Rainy Days

Heidi Reiter

by Heidi Reiter

Story
Pörtschach

Irgendwie hat sich dieser Sommer in einer Ecke versteckt, aus der er sich nicht mehr heraustraut. Ich finde ja Regen prinzipiell sehr schön und ich liebe es, wenn die Tropfen an die Fensterscheiben prasseln, während ich auf meiner Couch dahindöse, aber bitte nicht den ganzen Juli. Mein Dad hat immer gesagt, seien wir froh, dass es überhaupt noch ein Wetter gibt, aber dieser Weisheit kann ich jetzt, da wir auch schon im August angelangt sind, nicht mehr viel abgewinnen. Die Hunderunden müssen trotzdem gedreht werden, aber Benny und ich sind ja absolut wetterfest und das Wasser kann uns nicht viel anhaben. Diese Woche hatte ich mir eingebildet, ich muss im Regen auch zu Fuß einkaufen gehen und gleichzeitig auch die Hunderunde erledigen. Bewaffnet mit Schirm und Benny an der Leine ging es zum ortsansässigen Hofermarkt. Es waren ohnehin nur ein paar Sachen, aber eine Einkaufstasche hatte ich natürlich wieder mal nicht dabei. Ich habe daher einen Papiersack gekauft, was ja für sich schon ein recht abenteuerliches Unterfangen bei strömenden Regen ist und dann auch noch ohne Auto. Also alles reingepackt in den Sack, ein bisschen Gemüse, frisches Weißbrot und auch spezielle Hundeleckerli. Mit Sack und Hund an der einen Hand und Regenschirm in der anderen, ging es dann Richtung heimwärts. Was ich nur vergessen hatte, war, welch ausgeprägten Geruchssinn so ein Hund an den Tag legt, denn er tänzelte nur so um mich herum und lief mir dauernd zwischen die Füße, weil er unbedingt an die Hundeleckerli kommen wollte, die sich im Sack befanden. Als er mich schon fast zum Fallen brachte, blieb ich stehen, stellte den Papiersack ab und natürlich auch gleich in eine Wasserpfütze. Der Hund kam auf seine Kosten, aber meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn als ich den Sack wieder aufnahm, riss prompt der Boden durch und Zucchini, Kartoffel und Co fielen mitten auf die Straße sowie auch der ganze Sack Leckerli, die aber wiederum von Benny ganz brav und pflichtbewusst gleich aufgeräumt wurden. Zum Glück kam in diesem Moment kein Auto die Straße entlang, denn dann wäre aus meinen Einkäufen gleich eine Zucchini-Kartoffel Moussaka geworden und das auch noch ohne mein Zutun. Ich sammelte also wieder alles brav ein, war ohnehin schon komplett nass und als ich den Sack wieder aufnahm, riss auch noch ein anderer Teil der Papiertasche und das Weißbrot fiel auf die Straße. Ich hatte echt zu tun, um Herrin der Lage zu werden, meinen Hund von den Lebensmitteln zu verscheuchen und auch noch gleichzeitig den Schirm zu halten. Irgendwie schaffte ich es dann, alles in meine Arme zu packen, die ja aufgrund meiner Größe auch ziemlich lang sind und ein menschliches Körbchen zu formen. Ein paar Fetzen vom Sack hingen ja auch noch irgendwie außen rum und verhinderten so das Schlimmste. Mit letzter Kraft schafften wir es, den Heimathafen zu erreichen und als ich unsere Haustüre wieder sah, glaubte ich schon fast, dass mir meine Hände abfallen. Zum Glück sah mich mein Bruder, der gerade von einer Radtour aus Slowenien heimgekommen war, und öffnete mir die Haustüre. Natürlich stellte er mir auch gleich die äußerst interessante Frage, warum ich bei Regen zu Fuß mit dem Hund einkaufen gehe. Nur das Warum konnte ich ihm auch nicht beantworten, aber eines wusste ich ganz sicher, das nächste Mal fahre ich bei Regen wieder mit dem Auto zum Einkaufen und lass den Hund zuhause. Eure Cleo!

© Heidi Reiter 2025-08-03

Genres
Humor & Satire
Moods
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Adventurous, Reflective
Hashtags