Regenspaziergang

Daran kann ich mich immer wieder erinnern und an diesen Tag denken wenn es mal wieder nicht so gut läuft. Wir waren auf einer Hütte an einem Berg, fast 1300 Meter über dem Meeresspiegel. Draußen regnete es schon die ganze Zeit und wir beschlossen einen Spaziergang zu machen, natürlich mit Regenkleidung. Es war wirklich nass. Überall tropften die Gräser, Sträucher und Bäume. Die Luft war sauber und roch nach Kiefernnadeln. Wir kletterten auf einem matschigen Trampelpfad, links und rechts nur grün. Das Moos und die knöchelhohen Sträucher sahen weich aus, ja eigentlich sogar flauschig, also legte ich mich kurz auf den Boden um das Gefühl zu genießen. Die Wolken ließen ihre glitzernden Regentropfen auf mein Geschichte fallen, ich spürte sie auf meinen Wangen, Augenbrauen und Wimpern. Wir gingen immer weiter, ein Stück um den Berg herum, wo sich der Boden veränderte. Statt apfelgrünen, hellen und saftigen Sträuchern und Graß, war der Boden jetzt Matschbraun und von Nadeln überseht. Nebel waberte zwischen den Bäumen umher und Hülle uns wie ein angenehm, kühles Tuch ein. Ich zog mir meine Kapuze vom Kopf und lauschte dem Wald. Überall hörte man Vögel, manche ihrer Stimmen und Lieder Klängen in meinen Ohren wie flüssiger Honig, andere wie weiche Zuckerwatte oder wie Zitronenbonbons. Ich hörte meine eigenen dumpfen Schritte, wie der Wald jeden lauten Ton verschluckte. Ich reckte meinen Kopf in den Nacken und ließ den Regen an meinem Geschichte abperlen. Er verschmierte meine Wimperntusche aber wusch gleichzeitig alle Sorgen und Alltagsprobleme weg. Es war wie einem Wunderland dachte ich als ich durch den nebelvergangenen Wald spazierte und dem Regen zuhörte wie er auf handtellergroße Blätter tropfte. Es sah unwirklich aus. Die moosbedeckten Steine zwischen den hellgrünen und matschig olivebraunen Sträucher und die zarten Gräser auf denen schillernde Wassertropfen saßen. Hier machte nichts etwas aus und es war ein unglaublich unabhängiges Gefühl an das man sich immer wieder gern erinnern kann…