Sich gegenseitig stärken und unterstützen, ein gemeinsames Ziel haben und die Talente einbringen, die jeweils zur Verfügung stehen – das brauchten Rew und ich auch bei der weiteren Planung unserer Hochzeit. Während er dachte, dass wir hauptsächlich darauf hinarbeiteten, pünktlich am Standesamt zu erscheinen, unsere Ja-Worte auszusprechen und dann vielleicht zum Essen zu gehen, war mir das zu wenig. Ich wollte eine Zeremonie, die unsere Verbundenheit stärken und uns die besten Voraussetzungen für das gemeinsame Leben mitgeben sollte. Doch wer? Und wo? Und wann? Mein Partner hatte nicht wirklich eine Meinung dazu, doch er unterstützte mich bei meinen Wünschen. Und mit dem Wohlwollen seinerseits fiel dann auch alles an seinen Platz. Ich fand eine wunderbare Zeremonienmeisterin, die wiederum zauberhafte Ideen einbrachte. Das überzeugte sogar Rew. Stattfinden sollte das alles auf der Terrasse im eigenen Garten, mit einer ortsgegeben überschaubaren Zahl von engsten Freund:innen und Familie. Soweit die Planung auf dem Papier.
Zur Erinnerung: Ich war immer noch 9.000 Kilometer von Rew entfernt, und die Umsetzung lag in meinen Händen. Glücklicherweise hatte ich Helfer:innen, die froh waren, sich einbringen zu können anstatt uns einen Thermomix kaufen zu müssen. Oder einen Satz Besteck. Und so bekamen wir eine wunderbare Einladung, eine himmlisch geschmückte Pergola samt Teppich und Stehtischen, die Übersetzung der Eheversprechen vom Englischen ins Deutsche, die Fahrt zum Standesamt, einen Empfang direkt nach der Trauung, einen Hochzeitskuchen und sogar das Hochzeitsmahl samt Tischdekoration. Und wir swingen zur Musik einer kleinen Band bei der Gartenparty danach, die für meinen Mann “An Englishmen in Salzburg” sang. Das Essen für die hungrigen Partygäste war ebenfalls ein Geschenk, genauso wie Fotos. Wir fühlten uns so reichlich beschenkt, wie es Thermomix und Besteck nie geschafft hätten.
So wurde unsere Hochzeit zu einem Fest für ganz viele Leute. Die meisten waren bezaubert von unserer Liebesgeschichte, manche waren aber auch angereist, weil sie nicht glauben konnten, dass ich WIRKLICH heiraten wollte. Doch sie bekamen die Gelegenheit, den Menschen kennenzulernen, der das zustande gebracht hatte. Schlussendlich war jeder und jede davon überzeugt, dass die ganze Veranstaltung keine hitzköpfige, leidenschaftliche Entscheidung war, sondern einfach sein sollte. Weil sich zwei Menschen gefunden hatten, die ohne große Worte miteinander synchronisiert waren – von Anfang an.
Auch wenn wir einander nicht geplant hatten, befanden wir uns in einem Mindset, das vor allem durch Wohlwollen geprägt war. Wir unterstellten dem anderen nichts Negatives, Hinterhältiges, Falsches. Wir hinterfragten, wenn auch nur ein Hauch von Missverständnis in der Luft lag. Wir hatten gelernt, unsere Gedanken und Gefühle ehrlich auszusprechen. Dazu muss ich gestehen: Wenn man wie ich in einer anderen als der Muttersprache spricht, muss man sowieso darauf achten, was man sagt. Und wenn man schon dabei ist, die richtigen Worte zu finden, kann man auch gleich freundliche wählen, selbst wenn das Thema ein ernstes ist. Auf Deutsch kann ich sehr spitzzüngig und sarkastisch sein, auf Englisch versage ich mir das. Und das dient uns beiden.
© Claudia Dabringer 2025-06-23