by Wittkopp
Frikadellen sind das Traurigste, was man aus Hackfleisch machen kann. Dieser Satz rutschte unserm Sohn vor einiger Zeit völlig emotionslos aus dem Mund, als wir gemeinsam auf der Suche nach einem neuen Rezept waren. Im ersten Moment musste ich herzlich lachen, da seine trockene Art und Weise nicht zu überbieten war. Danach hat mich seine Aussage angeregt über einen Rezeptvorschlag von gelingenden Leben nachzudenken.
Auch wenn ich die Lebensmitte bereits überschritten habe bin ich mir sicher: Das Beste kommt noch! Jetzt wo ich schon eine Menge erfahren habe an dem, was mir nicht schmeckt, kann ich ganz bewusst entscheiden, was ich will. Ich nehme also ein gutes Maß an Klarheit. Weiterhin füge ich hinzu: Reichlich Zeit – diese muss ich mir selbst verantwortlich nehmen und gut portionieren, denn ansonsten läuft sie davon oder reicht niemals aus. Die Ausrede das wir zu wenig Zeit haben, gilt im Übrigen nicht. Da belügt man sich nur selbst. Jeder Tag hält für jeden Menschen 24 Stunden bereit. Es kommt möglicherweise auf das richtige Maß an Aktivitäten an, die echte Zeiträuber sein können. Da spreche ich aus Erfahrung. Oftmals habe ich mir viel zu viel vorgenommen und mich gewundert, warum ich mich so getrieben fühle. Da die Zeit also etwas schwer zu portionieren ist, mische ich ein Quäntchen Weisheit mit ein. Selbstverständlich dürfen hierbei einige Synonym Prisen verwendet werden. Einsicht, Selbstbeherrschung und Vergebungsbereitschaft wären da meine persönlichen Favoriten. Auch die Bewusstseinsbildung ist eine wichtige Zutat. Ich will mir selbst bewusst sein. Was für ein großartiges Wort! Da steckt eine Menge schmackhaftes drin. Bewusstsein schaffen für die wichtigen Dinge im Leben. Mir bewusstwerden, was mir oder meinem nächsten fehlt. Oder was mir oder ihm widerfahren ist. Interessanterweise haben wir sogar ein Warnsystem im Körper eingebaut, das Bauchgefühl. Wenn ich mit mir gut im Einklang bin, weiß ich was mir mein Bauch sagen will. Daraus entwickelt sich ganz nebenbei Selbstfürsorge und Mitgefühl, aber nur wenn ich auf die richtige Vermengung achte. Praktisch heißt das, ich bleibe bei mir und achte gut auf meine Grenzen. Andererseits darf ich auch Grenzen setzten, wenn mir eine Situation oder eine Person zu sehr auf die Pelle rückt. Da bin ich selbst gefragt. Ich füge hinzu: ein klares, freundliches und bestimmtes Nein. Nun komme ich schon zu den letzten Zutaten für das Rezept eines gelingenden Lebens. Reden und Vertrauen. Reden hilft, besonders über schweres. Das befreit uns von den vielen Steinen die uns möglicherweise im Magen liegen oder von anderen unverdauten Dingen die wir erlebt haben und die uns gar nicht guttun. Manch ein Mensch bekommt Gallensteine oder Depressionen weil er nicht darüber spricht was ihm auf der Seele liegt. Häufig mangelt es an Vertrauen, doch das ist notwendig, um ins Reden zu kommen. Also nehme ich einen großen Schuss Gott – Vertrauen, vermische alles vorsichtig und garniere es mit einer Blüte Frohsinn. Ab jetzt bitte genießen!
© Wittkopp 2023-07-27