Rider on the storm…

Pocahontas

by Pocahontas

Story

Es ist eisig kalt, der Regen prasselt auf mich herab. Von der Aussicht in O Cebreiro, die angeblich atemberaubend schön sein soll, weit und breit nichts zu erkennen, Nebel, Wolken so weit das Auge reicht… “Riders on the storm, riders on the storm, into this house we’re born…”erklingt es Dank sei den Doors in meinem Kopf. Musik ist so unglaublich motivierend, oftmals passen die Texte wie die Faust aufs Auge.

Ich bin heute “the rider on the storm”, auf dem Weg von O Cebreiro nach…ja wohin nochmal. Heute bin ich wirklich sehr unschlüssig. Geh ich nach Sarria oder nehme ich die kürzere Variante nach Samos? Ich bin mir nicht sicher, ob es in Samos eine geöffnete Unterkunft gibt, Sarria ist jedoch noch sehr weit entfernt. Ich stehe an der Weggabelung, überlege hin und her, Chaos in meinem Kopf. Schließlich beginne ich in Richtung Sarria loszugehen. Nach etwa 100 m bleibe ich stehen. Nein, das passt vom Gefühl her nicht, irgendetwas sträubt sich. Ich drehe wieder um, nehme den Weg nach Samos.

Kurz nach Triacastela durchquere ich ein kleines Dorf. Alte Steinhäuser mit abgeblätterten Fenster- und Türrahmen sowie eine kleine Kirche umsäumen den hübschen Dorfplatz, an dem ich eine kurze Pause einlege. Ich schiebe mir gerade ein paar Pistazien in den Mund, da läuft eine sympathische, junge Frau, etwa in meinem Alter, vorbei. “Salut!” schon ist sie wieder weg. Schade, ich wäre gern mit ihr ins Gespräch gekommen, fühl mich grad ein bisschen alleine, da täte Gesellschaft gut, vor allem gleichaltrige. Bald breche ich wieder auf, es geht zwischen Bäumen und Sträuchern durch einen grünen Märchenwald. Schön ist es hier.

Plötzlich bemerke ich in der alten, großen Eiche direkt vor mir, dass sich in den Ästen etwas bewegt. Die Frau von vorhin kraxelt da oben herum. Was macht die denn da? Sie hüpft auf den Waldboden, einen Ast in der Hand. “Hey, I’m Alice!” Ab diesem Augenblick gehen wir den restlichen Weg bis Samos gemeinsam, die Zeit vergeht wie im Flug, tiefgründigen Gesprächen sei Dank.

In Samos angekommen stellen wir fest, dass die Herbergen tatsächlich alle geschlossen sind. O nein! Im Internet finde ich die Pension “Santa Rosa”, rufe dort gleich mal an, vielleicht haben wir ja Glück. Und ja, diese Nacht werden wir ein Dach über dem Kopf haben. Yuhuuu! Nicht nur das, wie sich herausstellt, haben wir das ganze Haus für uns alleine, samt Badewanne, Kamin, Küche,… Welch Luxus!

Die Pension liegt direkt am Flussufer. Obwohl es eiskalt ist, lässt uns die verrückte Idee nicht aus, schwimmen zu gehen. Wir lassen uns nicht aufhalten, springen in das eisige Wasser. Freudenschreie, voller Leben, Leichtigkeit und Glück! Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann. La vida esta bella!

Übrigens ist Alice extra im Baum herumgekraxelt, damit sie mich abpassen konnte. Ihr ist’s genauso gegangen wie mir. Sie wollte mit mir reden und Gesellschaft. Die Entscheidung wieder umzudrehen und nach Samos zu wandern, war definitiv die richtige! Danke Bauchgefühl!

© Pocahontas 2021-04-17

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