RIKE – Partnerschaftliche Beziehungen I

Je tiefer ich in diese Beziehung mit diesem Mann eintauchte, umso deutlicher trat mir meine eigene kindliche Unsicherheit vor Augen. Ich hatte nicht gelernt, wie das geht. In Beziehung sein. Meine Eltern hatten diese Phase offensichtlich verpasst. Mein Vater jedenfalls. Meine Mutter hatte sich stets Mühe gegeben und damit sicherlich einiges gerettet. Jedenfalls reichte es aus, um mir ein vages Gefühl von Gewissheit darüber zu verschaffen, dass ich tief in meinem Innern nicht ganz schief geraten war. Gesellschaftlich betrachtet kam ich damit nicht durch. Immerhin stellte ich keinen Mehrwert für das Gemeinwohl dar. Ich war ja nur Mutter. Zwar mit einem abgeschlossenen Studium, aber erwerbslos. Und noch dazu alleinerziehend. Bisher jedenfalls. Dies schien sich gerade zu ändern. Eine Statusmeldung könnte lauten: „Alleinerziehend in Beziehung“. „In Beziehung alleinerziehend“ war dann schon wieder anders.

Die Arbeit mit und durch Henriette Kleinmut verselbstständigte sich hin und wieder in Form plötzlicher Erkenntnisse – meistens über mich selbst. Ich hatte einige gescheiterte Beziehungen hinter mir. Irgendwo mussten die Kinder ja herkommen. Nachdem ich mehrere Jahre an verschiedenen, durchaus zähen Überresten der Jeweiligen mal in nichtendenwollender, brennender Trauer, mal in scharfem Zorn herumgekaut hatte, länger schon mit der inneren Bereitschaft, meinen Beitrag zum Scheitern einzugestehen, schoben sich immer deutlicher Verhaltensmuster in mein Wahrnehmungsfeld, die mir vorgaben, wie ich sein sollte.

Es ist interessant, zu beobachten, wie Erkenntnisprozesse vor sich gehen. Ein Sichtfeld, das in der Dämmerung kurz greifbar erscheint, um dann in zu viel Licht oder Dunkelheit wieder zu verschwinden. Einem Pulsschlag gleich. Doummmm………………irgendwann erneut: Doummmmm…….und so weiter. Die Spiritistin in mir würde sagen, dass eine neue Ebene sich öffnet, würde freigeschaltet.

Ich begann tiefer, genauer, detaillierter zu erkennen, welche Aspekte meiner Selbst maßgeblich an Konflikten, Psychodramen, ja sogar Liebesversprechen und letztendlich an den bis hierhin immer brüchigen und verletzenden Trennungen beteiligt gewesen waren. Und im Erkennen dieser tiefen Tragik durchliefen mich Freude, Erleichterung und die Furcht vor mir selbst gleichermaßen.