Rumänisch, englisch, italienisch

Kathrin Schink

by Kathrin Schink

Story

„Sprichst du rumänisch?“ – „Nein. Englisch, russisch, französisch, ein bisschen japanisch.“

„Italienisch?“ – „Nein. Spanisch: Moco, buones dias, buenes tardes, bounes noches, moros y christianos.“

„Okay. Willst du jemandem helfen? Kommt aus Rumänien, versteht Englisch, hat wohl am längsten in Italien gelebt. Ist seit 6 Wochen bei uns.“ – „Was ist der Auftrag?“

„Hilf, dass die Alltagsbegriffe sitzen. Alle Worte, die in der Schule gebraucht werden. Ich verspreche dir: brillante Auffassungsgabe, gutes Sprachverständnis, hört und gibt sofort wieder.“ – „Wo ist der Haken?“

„Herauszufinden, was wirklich angekommen ist. Frage nie ob, sondern was verstanden wurde.“

***

Wir starten mit einem 90 Minuten Block. Deutsche Worte für Körperteile, Inhalt der Federtasche, Ausstattung unseres Übungsraumes landen auf dem Papier. Lesbar. Die Aussprache ist fast schon beim ersten Wiederholen akzentfrei. Nun machen wir uns an die Übersetzung. Verschiedene Online-Übersetzer werden zurate gezogen, da sich englisch als zu wenig gefestigt erweist, um darin zu unterrichten. Rumänisch führt eher zu Verwirrung. Ob das an der Qualität Übersetzung liegt, kann ich mangels eigener Kenntnisse nicht nachvollziehen.

Ich frage mich, was bei mir läuft: Wenn ich ihn nicht verstehe, bin ich ärgerlich und werde ungeduldig. Mir fehlt die Verbindung zu ihm und die Sicherheit, dass wir auf dem rechten Wege sind. Ich bitte mich kurz innezuhalten und Ausschau nach einem gangbaren Weg zu halten.

Wir versuchen italienisch. Nun geht es voran. Aufgrund meiner eigenen Kenntnisse des Französischen und Englischen kann ich grob abschätzen, ob wir in die richtige Richtung laufen. Ich beginne für mich selbst Karteikarten mit italienischen Sätzen anzulegen, die ich immer wieder brauche, überlege vielleicht Italienisch zu lernen.

Wie mag es ihm mit der ganzen Situation gehen? Wenn er mich nicht versteht, scheint er heiter und geduldig. Er sagt immer erst mal „ja“ und lächelt freundlich. Sicherheit und eine Verbindung zu mir ist wohl vorhanden und braucht keine ihm verständlichen Worte. Ob er sich bittet, einfach weiterzumachen – es wird schon?

Wir einigen uns also auf die italienische Sprache, um von dieser zur Kenntnis der Deutschen zu kommen.

Ich frage mich, wer lernt hier von wem? Welch ein grandioses Miteinander!

So freue ich mich jedes Mal, wenn wir uns begegnen. Eine Freude, die mein Gegenüber mir spiegelt.

Benvenuto!

© Kathrin Schink 2020-09-27

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