Salzburg: Wie alles begann (1)

Isabella Tatjana Altmann

by Isabella Tatjana Altmann

Story

Sommerbeginn 2017 war sehr geschĂ€ftig: Homesitting im Burgenland, Pflege meines Zuhauses in Niederösterreich und zum Arbeiten nach Wien pendeln – BundeslĂ€nder-Ping Pong. Als meine Mutter kam, um meine Wohnung zu „sitten“ und sich um meinen Garten zu kĂŒmmern, wĂ€hrend ich in einem anderen Bundesland genau das Gleiche tat – nur eben fĂŒr Haus & Garten eines anderen, war das Maß voll. Das war einfach zu schrĂ€g. Erschöpft kam ich in meiner Wohnung an, meine Mutter kochte und hatte bereits 2 Drinks fĂŒr uns gezaubert. Eines muss man ihr lassen: Sie hat einen guten Riecher fĂŒr den Ernst einer Lage. Wir saßen mit unseren GetrĂ€nken am Balkon, sie beĂ€ugte mich von der Seite und sagte nur: „Isabella, du schaust nicht gut aus. Du brauchst eine Auszeit, fahr fĂŒr ein paar Tage weg. Fahr nach Salzburg.“

Salzburg. Dort war ich zuletzt mit meinem Vater, als ich 9 Jahre alt war. Wir waren Schifahren auf dem Kitzsteinhorn und machten Zell am See unsicher. Damals wusste ich noch nicht, welche Bedeutung dieses Bundesland fĂŒr meine Eltern hatte.

Meine Mutter riss mich aus meinem Erinnerungsschwelgen, als ich sie sagen hörte: „Ich kenne da eine nette Pension. Ob es die noch gibt?“ Diese Frage stellte sie mehr sich selbst als mir. Als ich den trĂ€umenden Ausdruck in ihren Augen sah und wie ihr Blick an mir vorbei in die Ferne schweifte, wurde ich neugierig. Ich musste nicht mal fragen, sie fing von selbst an zu erzĂ€hlen:

Meine Mutter und mein Vater verbrachten mit Mitte Zwanzig ihren ersten gemeinsamen Wanderurlaub in Salzburg. Von den Hohen Tauern ĂŒber den Hochkönig, nach Salzburg und ĂŒber den Wolfgangsee ging es wieder nach Hause. Sie erzĂ€hlte mir von den wunderschönen TĂ€lern, in denen sie wanderten, als sie vom Schneefall ĂŒberrascht wurden, sich bei Pferden mit Äpfeln aus der Umzingelung „frei kauften“ und schließlich von jener Pension, die ihnen besonders in Erinnerung blieb. Dort erlebten sie eine Überraschung: Nachdem sich meine Mutter schon ein paar Tage ĂŒber eine merkwĂŒrdige Übelkeit beklagte, hatte die Pensionsbesitzerin bereits eine Ahnung und nahm meine Mutter mit in die KĂŒche, wo sie mit einem großen Löffel in die Schmalzlade fuhr. Alsdann kam bei meiner Mama wieder dieses ÜbelkeitsgefĂŒhl und lief in Richtung Toilette. Die Pensionsbesitzerin ging daraufhin mit einem sanften LĂ€cheln im Gesicht zu meinem Vater, klopfte ihm auf die Schulter und sagte ihm: „Ich gratulier‘ dir, du wirst Papa.“

Unser erster gemeinsamer Urlaub zu dritt.

Nachdem mir meine Mutter von unserem ersten gemeinsamen Urlaub erzĂ€hlt hatte, wollte ich herausfinden, ob es sowohl Pension als auch Pensionsbesitzerin noch gab. Internet sei Dank, war die Frage nach der Pension geklĂ€rt. Ein kurzes Telefonat spĂ€ter war ein Zimmer reserviert und ich freute mich auf 3 Tage Erholungsurlaub im Salzburger Land – um der Geschichte von damals erneut Leben einzuhauchen, indem ich jene Gegend erwandern wollte, die meine Eltern vor 33 Jahren bereits erkundet hatten.

© Isabella Tatjana Altmann 2021-11-22

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