Sammy

Sammy war fast zwei Meter groß und fiel in die Kategorie freundlicher Riese. Wenn man ihn kannte, war er der harmloseste Zwanzigjährige, den man sich vorstellen konnte. Wenn man ihn nicht kannte, konnte sein Auftreten Angst machen. Seine Größe, seine Erscheinung führten dann dazu, dass man sich vor ihm fürchten konnte. Sammy war nicht besonders intelligent. Er benötigte Unterstützung in Alltagssachen. Diese wurde ihm durch seine Erwachsenenvertreterin in Form seiner Mutter zuteil. Welche jedoch selbst Lernschwierigkeiten hatte.

Sammy absolvierte eine integrative Berufsausbildung zum Kfz-Techniker. Seine Klasse machte im Sommer einen Ausflug. Es gab dort einen Bach. Die anderen Jugendlichen sagten Sammy, dass er einen Kopfsprung hineinmachen solle. Sammy sprang hinein. Der Bach war 20 Zentimeter tief. Sammy brach sich seine Nase. Er hatte Glück im Unglück, dass nichts Schlimmeres passierte.

Sammy lebte in einer betreuten Gemeindewohnung. Das bedeutete, dass sein Betreuer zumindest einmal pro Woche bei ihm vorbeischaute, ob alles in Ordnung war. Eines Tages bekam ich einen Anruf des Betreuers. Nichts war in Ordnung. Sammy war von der WEGA festgenommen worden. Er musste über Nacht auf der Polizeistation bleiben. Dann wurde er auf freien Fuß gesetzt. Was war passiert?

Sammy hatte eine Schreckschusspistole auf Willhaben.at gekauft. Er beschloss, diese zu reinigen. Da er auf seinem Balkon einen Glastisch hatte, zerlegte er die Pistole und legte die Einzelteile auf den Tisch am Balkon. Dann baute er sie wieder zusammen. Im Hof spielten Kinder. Sammy zog die Waffe und zielte spielerisch auf die spielenden Kinder. Deren Mütter sahen einen fast zwei Meter großen Mann mit Waffe ihre Kinder bedrohen. Kurz danach trat die WEGA Sammys Wohnungstüre ein und nahm Sammy mit. Sammy wusste nicht, wie ihm geschah. Er hatte Angst. Die uniformierten Polizisten in Spezialausrüstungen, die seine Wohnung stürmten. Ihn gegen die Wand drückten und anbrüllten. Seine Hände fixierten und ihn auf die Wache mitnahmen. Er verstand die Welt nicht mehr. Wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. In seiner Welt war es nur Spass gewesen und er wollte niemandem etwas zuleide tun.