by Georg Stix
Nein, mit 50 war ich nicht wesentlich sportlicher als heute. Das hielt mich aber trotzdem nicht davon ab, im Urlaub ab und zu an Beachvolleyball-Matches teilzunehmen. Unter anderem war das eine willkommene Abwechslung um das Strandleben nicht langweilig werden zu lassen. Und erstaunlicherweise war ich in dieser Disziplin, umgeben von all den anderen Amateuren gemischten Alters, gar nicht schlecht. Eher gut, denn was mir an Talent fehlte, machte ich durch Motivation und Begeisterung für die Sache wett. Trotz 35 Grad im Schatten und mäßiger Kondition.
Ich prüfte, ob ich noch eins von diesen hinterfotzigen Services, für die ich seinerzeit auf dem Schulhof berüchtigt war, zusammenbrächte. Und siehe da es gelang.
Vom Radfahren und Schwimmen wird behauptet, wenn man es einmal ordentlich beherrschte, würde man es nicht mehr verlernen. Das halte ich für ein recht optimistisches Gerücht. Denn, wenn die körperliche Verfassung oder der Gleichgewichtsinn nicht mitspielen, stürzt man böse, oder geht im anderen Fall einfach unter. Keine schönen Vorstellungen. Hier, für mich auf das Volleyballspiel angewandt, galt die Regel anscheinend aber doch.
Wenn ich an der Reihe war zu servieren, stellte ich mich direkt an die hintere Feldbegrenzungslinie. Dann drosch ich den Ball mit voller Wucht und Effet knapp über das Netz, so dass er in einer Ecke des gegnerischen Feldes wie eine Granate einschlug und anschließend unkontrolliert ins Out sprang. Auch direkt am Netz konnte ich so manchen Punkt für unsere Mannschaft erringen. Möglicherweise kam mir bei diesen schnellen Returns meine leicht chaotische Ader zugute, die die Spieler der anderen Mannschaft verwirrte. Eine Weile ging das gut, und so schlug meine anfängliche Begeisterung in regelrechte Euphorie um. Die Teamkollegen und Gegner waren sichtlich beeindruckt, ich selbst erstaunt ob meiner ungeahnten Anwandlungen von Sportsgeist.
Plötzlich ein schneller Line Shot in meine Richtung. Ich sprang nach vorne und mit dem rechten Fuß in eine von Flugsand bedeckte Mulde. Beim Aufprall trafen 80 Kilo Körpergewicht mal der Sprungenergie auf ein paar Zentimeter Knochen, Sehnen und Muskeln, die dem Druck nicht gewachsen waren. Der Schmerz fuhr in mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel und dann sackte mir das Bein weg. Ich rollte mich zusammen und war ausgeknockt. Spielunterbrechung. Nach ein paar Minuten kam ich mit Hilfe einiger Mitspieler wieder in die Höhe und humpelte davon.
Wieder in Wien, war dann als erstes ein Besuch beim Orthopäden angesagt. Abtasten, Schmerzen, Röntgen, Diagnose: Kreuzbandriß, baldige OP…
Don’t try This at Home
© Georg Stix 2019-09-09