Schlaflos

Sarah Angelmahr

by Sarah Angelmahr

Story

Wir sind jetzt am Ende der Geschichten angelangt, wenn du bis hier hin gelesen hast. Vielleicht hast du einige Fragen an mich, die darfst du mir gerne stellen. Ich hoffe aber, dass du auch viele Fragen an dich hast, die du dir Schritt für Schritt beantworten wirst, ganz in deinem eigenen Tempo. Es ist nie leicht, sich selbst Fragen zu stellen, überhaupt Fragen zu stellen, Dinge zu hinterfragen und weiter sehen zu wollen. Es ist leicht, sich mit Dingen abzufinden, nichts zu hinterfragen, alles so sein zu lassen, wie es ist und die Augen zu verschließen, auch wenn man eigentlich merkt, dass es notwendig wäre, Fragen zu stellen, um Antworten zu finden. Es ist leicht, sich selbst zu belügen, wenn man sich selbst Fragen stellt. Das ist alles sehr leicht, aber nicht die Leichtigkeit, die wir suchen, nicht die Leichtigkeit, die uns erfüllt und die uns lebendig macht.

Meine Aufgabe war es, dir ein bisschen was von mir zu erzählen, welche Zeilen davon Fiktion und welche Realität sind, darfst du dir aussuchen- es ist deine Entscheidung, dein Blickwinkel. Denn wir alle haben unsere eigene Realität, unsere eigene Wahrheit, unsere Prägungen und Perspektiven, auf denen unsere Geschichten aufbauen. Wichtig ist nur, dass wir unsere Geschichten selber schreiben, denn wenn wir das nicht tun, werden sie geschrieben. Ich danke dir, dass du diese Zeilen gelesen hast- und wenn dich auch nur ein einziges Wort inspirieren konnte oder zum Nachdenken angeregt hat- habe ich meine Aufgabe erfüllt. Falls nicht, ist das auch okay, dann suche ich eine neue Aufgabe, denn schließlich haben wir alle eine besondere Eigenschaft, ein individuelles Talent, welches wir für uns herausfinden können. Wir dürfen nur dabei nie vergessen, dass wir am Ende doch aus dem gleichen Grund hier sind: Um zu leben, nicht um bloß zu existieren.

Es ist jetzt 04.32h und ich kann nicht schlafen, aber wie denn auch, wenn ich hier sitze und schreibe. Ich nehme mir einen extra großen Paranusskern aus der Tüte und beiße mit meinen rechten Backenzähnen darauf. Er schmeckt nach Vermissen, wie auch immer Vermissen schmeckt, aber für mich schmeckt der Kern gerade so. Was genau ich vermisse, das weiß ich nicht. Und das muss ich auch nicht, denn man muss eben auch nicht immer alles wissen. Vermissen ist ein Gefühl, eines von denen, wofür es keine Pauschalbeschreibung gibt und das ist das Schöne daran. Fühlen ist individuell, wie wir es alle sind, einzigartig und nicht vergleichbar. Aber darüber zu sprechen öffnet und verbindet Welten, zeigt neue Blickwinkel und beweist uns immer wieder aufs Neue, dass wir alle fühlen, auch wenn wir es alle in den unterschiedlichsten Formen tun- denn darauf kommt es an.

Meine letzten Zeilen sind für dich, denn ich hoffe, dass ich dir etwas mitgeben konnte mit meinen Worten. Ob ich die Zeilen in 3 Monaten, 3 Wochen, 3 Tagen oder 3 Stunden geschrieben habe, darfst du dir aussuchen, es ist deine Entscheidung. Denn darauf kommt es gar nicht an. Also, sag mir, worauf kommt es an?

© Sarah Angelmahr 2023-01-29

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