Schmetterling flieg

Nele Schumann

by Nele Schumann

Story

Ein tiefer Atem kommt aus meinem Mund heraus. Er ist heiß. So heiß, dass man denken könnte, ich brenne von Innen. Wie zum Teufel bin ich nur in diese Situation gekommen. Langsam bricht Panik in mir aus und das starke Gefühl, dass diese Situation mein Leben verändern wird. An sich nichts Schlimmes denke ich mir aber was, wenn ich körperlich krank werde. Das wäre schlimm ja, aber es wäre nicht lebensbedrohlich. Es würde alles vorbeigehen und dann könnte ich so weitermachen. In meiner kleinen Welt leben, wo so gelebt wird wie genau ich das möchte. “An sich ich bin ja gerade krank vielleicht schaue ich mal auf die Uhr und vielleicht stehe ich mal auf, dann wird doch alles besser”. Dann kommt wieder Luft in meinen Brustkorb und ich habe nicht das Gefühl, dass ich gleich wegschmelze. Das Fenster öffnen wird helfen. Auch wenn dies bedeutet, dass ich die grausame Welt da draußen für einen kurzen Augenblick hereinlassen muss. Aber auch dies wird wieder vorbeigehen, denn ich habe ja noch Zeit. Zeit in meiner Welt, denn mit der Zeit wird alles besser werden.

Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass die Zeit mir auf der einen Seite gutgetan hat, aber auf der anderen Seite immer ein Druckmittel war und immer noch ist. Viele Menschen denken ernsthaft über das Thema Zeit nach, wenn sie mit der Zeit ein Problem hatten. Ob das Problem so aussieht, dass man zu wenig, nicht ausgekostet oder es falsch genutzt hat. Ein Problem wird erst dann sichtbar, wenn es meistens schon da ist. Am Ende unseres Lebens wird die Zeit immer knapper, aber umso wertvoller. Warum fällt es uns umso schwerer die Zeit in unserem jetzigen Leben, in dem Hier und Jetzt, sinnvoll zu nutzen. Ich befinde mich gerade auf der Reise zu mir selbst und dachte immer, dass die Zeit alles richten wird. Ich denke nicht nur ich, sondern auch meine Angehörigen denken das alle Wunden damit heilen werden. Ob dies so ist oder nicht, ist bei mir oft Tagesform abhängig. Aber was ich weiß, dass ich viel zu viel Zeit mit ein und demselben Thema verbracht habe. Ich nenne sie liebevoll meine Erkrankung. Ich denke, um nicht die letzte Hoffnung zu verlieren. Denn eine Erkrankung kam man, laut Medizinern, heilen.

KPTBS. Ich könnte jetzt hoch – und runterschreiben, was dieses Wort (liebevoll genannt meine Erkrankung) bedeutet, was man anwendet, wenn es einem nicht so gut geht oder um auch die positive Seite zu sehen, was man macht, um gute Tage länger bei sich zu behalten. Dies möchte ich aber gar nicht. Ich möchte dies nach Außen schreien und mir und meinem Brustkorb wieder Luft verschaffen. Denn ich merke, dass er wieder brennt. Brennt nicht vor Feuer, sondern vor Freude. Eine Freude, die so groß ist, dass man nicht mehr unterscheiden kann zwischen bedrohlichen Flammen und romantischem Lagerfeuer. Eine Erkrankung die mir, dass unmögliche ermöglicht, nämlich das Fliegen. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Auf den Moment wo die Raupe endlich zum Schmetterling wird. Ich denke, es wird noch einige Zeit dauern bis der Schmetterling seine Schönheit sehen und bewundern kann. Jetzt liegt erstmal alles darin den Schmetterling endlich Fliegen zu lassen. Weg von Situationen die einem die Luft nehmen. Hin zu einem Schmetterling der durch Berge und Täler fliegt, um alles zu erkunden.

© Nele Schumann 2025-06-26

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Reflektierend
Hashtags