Schmetterlinge sind wunderschön, wie sie im Sonnenlicht umherfliegen, ohne sich am Boden halten zu lassen. Ihre Flügel tragen sie in die Lüfte und glänzen dort in den schönsten Farben.
Diese Flügel können Schmetterlinge gar nicht sehen, habe ich gehört. Sie erblicken niemals ihre Farben und werden nicht das Geringste über ihre eigene Schönheit erfahren.
Sie werden immer in dem Glauben leben, es wäre nur der Wind, der sie trägt.
Schmetterlinge werden nie verstehen, dass sie besonders sind. Dass sie uns dazu bringen, für einen Moment wie hypnotisiert auf der Stelle zu verweilen und ihnen hinterherzublicken, weil sie so schön sind, wie sie sind.
Sie werden denken, dass unsere Blicke dem gelten, was sie nicht an sich lieben.
Schmetterlinge wissen nichts von ihren Flügeln. Es macht mich traurig, dass sie niemals das sehen, was wir erblicken, wenn sie an uns vorüberfliegen.
Was ist, wenn wir diese Schmetterlinge sind und nicht verstehen, dass wir uns aus eigener Kraft heraus erheben und durch das Leben tragen?
Nicht der Wind trägt uns nach oben, sondern die Kraft, die wir freisetzen, wenn wir mit den Flügeln schlagen. Wir selbst durchstehen unsere Ängste und tragen Narben davon, auf die wir, wegen unserer Stärke, stolz sein können.
Ich beginne zu begreifen, dass man selbst immer die größten Schwierigkeiten hat, die Farben zu sehen, mit denen man leuchtet und sich einzugestehen, dass man durch die eigene Kraft so viel schafft. Dass wir dazu neigen, uns selbst zu verleugnen, im Glauben, nicht zu reichen.
Schmetterlinge können ihre Flügel nicht sehen, weder die Stärke noch die bunte Schönheit, in der sie erstrahlen. Ich frage mich, wie viele von uns genau dasselbe Problem haben.
Während ein Schmetterling sein ganzes Leben in diesem Glauben verbringt, müssen wir nicht dabei bleiben. Wir haben die Möglichkeit, die Farben zu sehen, in denen wir leuchten. Wir können lernen, zu sehen, wie schön und stark wir sind und es schon immer waren.
Wir müssen nur einen Blick wagen.
© Marie Annett Moser 2022-08-22