by Plejadia
Meine Schwester
War traurig.
Sehr traurig
Und dieses Gefühl
Überkam auf einmal
Die ganze Familie.
Weil sie sich von uns
Nicht helfen ließ.
Verzweifelt
falsche Hilfe suchte.
An einem Abend
War sie so verzweifelt,
Dass sie es nicht mehr aushielt.
Gehen wollte,
Von der Welt,
Von uns.
Und ließ uns,
Obwohl sie noch da war,
In ihrer Düsternis zurück.
Im Krankenhaus
Bekam sie Hilfe.
Die Hilfe,
Die sie von uns
Nicht annehmen wollte,
Die wir ihr auch nicht geben konnten,
Weil es nicht machbar war.
Weil wir sie nicht halten konnten,
Auf ihrem Weg nach unten.
Dort
Musste sie länger bleiben
Und die Nerven zu Hause
Lagen
bei allen blank.
Depression und Trauer
Erfüllten die nächste Zeit.
Ich litt still
Und zog mich zurück.
Trauerte um meine Schwester,
Wie sie vorher war.
Die Besuche
In der Klinik verstörten mich.
Wie verändert meine Schwester war
Wurde mir mehr und mehr bewusst.
Sie war wie verändert
Und nur Hoffnung
Hielt uns alle am Leben.
Hoffnung,
Auf das fröhliche Kind
Das sie einst war.
Die Spirale
Der Erinnerung an schöne Zeiten
Zog uns mit nach unten,
Weil wir wussten,
Gestern war vorbei
Und das Heute
Ist grau und kalt.
Im Strudel der Gedanken
An bessere Zeiten
Ertranken wir fast.
Daheim
War es nicht wie zuvor.
Die Wärme der Familie
War mit meiner Schwester
in der Klinik eingesperrt.
Und wir alle hofften,
Dass sie mit ihr wieder kam.
Tag für Tag,
Woche für Woche
Wurden wir jedoch
In die grausame Realität gerückt.
Ich trauerte
stark um meine Schwester.
Doch war sie es noch
Hinter den irren Augen,
Mit der skurillen Sprache
Und dem seltsamen Verhalten?
Wusste sie noch
Dass ich ihr kleine Schwester war?
Tabletten
Halfen nur bedingt.
Der größte Wunsch,
Wieder Heim zu dürfen,
Wurde ihr erfüllt.
Doch was ist jetzt Daheim?
Eine Familie,
Geprägt durch die Krankheit
Und nie wieder
Würde es wie früher sein.
Ich vermisse
dieses Früher
Und meine unbeschwerte
Und gesunde Schwester.
Ich hatte sie verloren
Und damit einen teil
Von mir.
Eine leere Lücke
klaffte in mir auf,
Die einst meine Schwester
Eingenommen hatte.
Ich konnte
Ihr lange nicht mehr ins Gesicht blicken.
In die Augen,
Die mit Wahnsinn
und gleichzeitig
Verlorenheit
in die nun neue Welt schauten
Und meinen eigenen Verlust
reflektierten.
(Tamara Schinner- Oktober 21)
© Plejadia 2022-03-18